Es muss nicht immer die große weite Welt sein in der ich fotografiere. Liebend gerne greife ich zur Kamera um an 'besonderen Tagen' meine engere Heimat, das Salzkammergut zu erkunden. Obwohl ich, in aller Bescheidenheit glaube, dieses sehr gut zu kennen - streifte ich doch jahrelang umher um für meinen Bildband 'Salzkammergut-Panorama' zu fotografieren. Trotzdem stoße ich immer wieder auf Überraschungen. Es war ein unglaublich frostiger Morgen im vorderen Gosautal, unweit meines Wohnortes gelegen. Die Sonne streifte bereits die bewaldeten Hügel, aber das Tal selbst lag noch im Schatten. Das Thermometer zeigte -15° C. Eingepackt in dicker Daunenjacke und in Fellstiefeln stapfte ich durch den Schnee. Nur mein Stativ und die Noblex-Panoramakamera begleiteten mich. Von irgendwoher vernahm ich hellen Glockenklang in der morgendlichen Stille. Anfangs konnte ich die Richtung nicht feststellen, woher mich das wohlklingende Gebimmel erreichte, indes es wurde immer lauter. Plötzlich schälte sich ein Schatten aus dem Morgennebel, der die Landschaft wie ein Daunenkleid bedeckte. Bis ich mein Stativ und die Kamera aufgebaut und eingerichtet hatte, war allerdings der Pferdeschlitten an mir vorbei. Unerwartet stoppte er nach ein paar Metern. Mit einem fröhlichen Grinsen im Gesicht stellte der Schlittenführer, ein Bauer aus dem Gosautal, fest: "Ha, hast as verpaßt?!" Darauf ich: "Ja, bist ma z´schnell gwes´n!" "Na woat a weng, des hamma glei!" wendete seinen Schlitten und fuhr zurück. Wieder verschwand er im Nebel, doch plötzlich hörte ich ihn rufen: "I kimm jetzand!". Gespannt sah ich durch den Sucher und als er auftauchte, schoss ich eine ganze Serie, bis der Schlitten an mir vorbei war. Ich rief ihm nach: "Danke!" und bekam ein "Passt schon! Pfiate!" zurück. Das sind Momente, wo ich die große weite Welt nicht brauche um glücklich zu sein. Etwas später fuhr ich mit einem zufriedenen Lächeln nach Hause. Sicherlich saßen die Touristen auf dem Pferdeschlitten jetzt irgendwo in einer Hütte und genossen heißen Tee und Kekse.
Bereits im August 2010 war ich zu Foto- und Dreharbeiten für meine nächste GLOBAL-VISION "Südland - 10.000 km durch die ältesten Wüsten bis zu den großen Tierparadiesen Afrikas" unterwegs. Ich hatte herrliches Winterwetter und befand mich mit meinem Jeep auf der Fahrt zum Fishriver-Canyon. Kurz bevor ich ihn erreichte - auf dem Bild ist er im Hintergrund zu erkennen - sah ich inmitten der Einsamkeit der Wüstenlandschaft einen einsamen Köcherbaum stehen. Das Motiv gefiel mir so gut, dass ich kurzerhand beschloss, hier mein Zelt aufzubauen um für die nächste Nacht zu biwakieren. Bis zum Fishriver-Canyon, der nach dem Grand-Canyon im Westen der USA immerhin die zweitgrößte Schlucht der Welt ist - war es nicht mehr weit. Von meinem Zeltplatz konnte ich verschiedene Fotoausflüge zur und in die Schlucht unternehmen. Am Abend war ich dann wieder bei meinem herrlichen Lagerplatz - Einsamkeit, Stille, Natur, das Werk des Schöpfers. Erst nächsten Tag sollte ich erfahren, dass gerade diese Stelle oftmals von Hyänenrudeln heimgesucht wird. Ob´s stimmt oder nicht konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Trotzdem, gut dass ich es nicht wusste, sonst hätte ich die Ruhe sicherlich nicht so genießen können. Glück gehabt.
Ich war tagelang im Kevon Nationalpark unterwegs um schöne Landschaften zu fotografieren. Der äußerste Norden Finnlands ist beinahe menschenleer und man muss viele Stunden fahren um zur nächsten Siedlung zu gelangen. Die Zeit in diesem herrlichen  Flecken Finnlands habe ich sehr genossen. Die Stille der Natur war gewöhnungsbedürftig ... keine Autolärm, keine Geräusche von menschlicher Zivilisation, lediglich das Gezwitscher der Vögel und das leise Plantschen der Ruder im spiegelblanken See war zu hören. Ich war auf der Suche nach einem geeigneten Zeltplatz und sah ein anderes Boot am Ufer liegen. Meines gesellte sich dazu und kurze Zeit später traf ich einen Fotografen aus Deutschland, der ebenfalls unterwegs war um Finnlands Norden für sich zu entdecken und zu fotografieren. Sein Name war Dieter, stammte aus Bielefeld und ist ebenfalls schon weit auf unserem Planeten herumgekommen. Es dauerte nicht lange und wir diskutierten über fremde Länder, fremde Kulturen und übers Fotografieren. Vor lauter Diskussionseifer hätten wir beinahe das fantastische Licht übersehen, dass sich inzwischen über den See gelegt hatte. Es war Mitternacht als das Panorama entstand. Die schönen Aufnahmen bekamen wir allerdings nicht gratis, wir mussten sie bezahlen und zwar mit Dutzenden Mückenstichen, die noch tagelang juckten.
Das Bild entstand mit dem Panoramarückteil meiner 4,5x6 Mittelformatkamera Zenza-Bronica ETRS. In dieses Rückteil konnte man einen Kleinbild-Diafilm einlegen und erhielt so ein Panorama im Format 24x59 mm. Die Kamera selbst war auf einem schweren Gitzo-Stativ montiert.  Es war spät am Nachmittag, die Sonne lag schon sehr tief, das ergab wunderbar weiches und warmes Licht. Trotzdem stand sie etwas ungünstig, nämlich links hinter mir. Dadurch ergab sich ein nicht unbedingt vorteilhaftes Auflicht. Die Boote lagen noch im Schatten, weil sich die Sonne hinter einem Gebäude versteckte. Erst in etwa zehn Minuten hätten ihre Strahlen die Fischerboote erreicht. Ich konzentrierte mich voll und ganz auf das Motiv und machte mich bereit zum richtigen Zeitpunkt auf den Auslöser zu drücken. Da watschelte gemütlich ein Pelikan durchs Bild. Das war natürlich eine Ausnahmesituation - ich drückte ab. Als die Sonne die Boote beschien, war der Pelikan schon wieder aus dem Bildfeld verschwunden. Die Aufnahmen bei voller Beleuchtung waren bei weitem nicht so gut geworden. Das Licht war gut aber viel zu flach, es fehlte der Hell-Dunkel-Kontrast. Ich freute mich über die gelungene Aufnahme, obwohl sie bei weitem nicht perfekt war. Hätte ich ein Blitzgerät dabei gehabt und den Pelikan damit wohldosiert aufgehellt, hätten auch die Boote etwas mehr Durchzeichnung bekommen. Dann wäre das Bild wahrscheinlich perfekt gewesen. Aber wer schleppt tagsüber schon ein Blitzgerät mit? Ein Fehler, wie sich herausstellte. Als Fotograf sollte man immer auf jede Aufnahmesituation vorbereitet sein und die notwendigen Geräte dabei haben. Ein Profifotograf umso mehr, aber .... nobody is perfect!
Es war einer meiner Reisen nach Afrika um für meine neue GLOBAL-VISION "Südland - 10.000 km durch die ältesten Wüsten bis zu den großen Tierparadiesen Afrikas" Foto- und Filmmaterial zu erarbeiten. Meine Frau und ich waren in Namibias Brandbergmassiv, welches noch zur auslaufenden Namib-Wüste gehört, unterwegs. Am späten Nachmittag erreichten wir den markanten Berg Spitzkoppe, der Form wegen auch das Matterhorn Namibias genannt. Den ganzen Nachmittag kletterten wir in den Abhängen herum um interessante Motive zu suchen. Tatsächlich konnten wir einige uralte Felsmalereien für uns entdecken und fotografieren. Die Spitzkoppe liegt sehr abgeschieden. Weit und breit kein Zivilisation, bis zum nächsten Ort waren es mehrere Dutzend Kilometer. Die Sonne senkte sich dem Horizont entgegen. Ich wollte das letzte Licht zum Fotografieren nutzen, und so haben wir genau am Fotostandpunkt dieser Aufnahme das Zelt aufgebaut. Ich stellte mein Stativ auf, montierte die Kamera und wartete. Nach etwa einer Stunde begann das Feuerwerk am Firmament. Die Sonnenstrahlen erreichten zwar nicht mehr die Bergspitzen, verzauberten dafür die Wolken in ein Spiel der warmen Farbtöne. Das Schauspiel dauerte höchstens zehn Minuten, dann wurde es duster und schließlich dunkel. Lange saßen wir noch vor dem Zelt und beobachteten den unglaublich hellen Sternenhimmel, viel intensiver als in der nördlichen Hemisphäre. Kein Lichter-Smog einer nahen Großstadt minderte den Kontrast. Wir legten uns flach hin und starrten nach oben. Es war ein Gefühl, als würde man frei im Weltall schweben. Wir waren still und sagten gar nichts - die Sterne erzählten uns ihre Geschichte. Wir fühlten uns wie Kinder, deren Welt noch voller Wunder steckt. Nach einer Weile zündeten wir ein Lagerfauer an, plauderten über dieses und jenes und tranken dazu eine Flasche Rotwein, die wir aus Südafrika mitgebracht hatten. Erst nach Mitternacht krochen wir ins Zelt und kuschelten uns in die Schlafsäcke. Wüstennächte in Namibia können nach Mitternacht eiskalt werden.
Ich durfte vom 2.6. bis 10.6. eine kleine Gruppe sehr engagierter Fotoamateure, im Rahmen meiner alljährlichen Fotowoche, für Kneissl-Touristik nach Kroatien führen. Ziel waren die viel beschriebenen Plitvicer-Seen. Schon eine Woche zuvor bin ich privat dorthin gefahren um das Gebiet genau kennen zulernen, die Route einzuteilen und gute Fotostandpunkte zu suchen. Die Wetteraussichten waren alles andere als rosig. Während der Nacht schüttete es unaufhörlich. Tagsüber war es zwar trocken, der Himmel aber dicht bewölkt. Dieser Umstand hatte aber auch gewisse Vorteile. Der Kontrast war milde, die Belichtung dadurch ausgeglichen. Es gab keine ausgefressenen Wasserkaskaden oder abgesoffene Uferlandschaften. Mit einem Neutralgrau-Dichtefilter kam man bei Blende 8 auf Belichtungszeiten von einer Sekunde und mehr. Dadurch ergab sich die fließende Bewegung des Wassers. Der Wind tat ebenfalls seine Wirkung. Die Blätter der Bäume waren in Bewegung und zeichneten sich durch die lange Belichtungszeit in Unschärfe. Die ganze Komposition war wunderbar weich, nur die Stämme der Bäume und einige wenige Blätter wurden scharf abgebildet. Sie minderten dadurch eine all zu große Unschärfe. Das Panorama besteht auch drei Teilbilder, die mit der Sony Alpha 900 aufgenommen wurden. Zuhause habe ich sie dann mit dem Programm Panorama-Factory zusammengestitcht. Eine mäßige Scharfzeichnung mit dem Nik Sharpener Pro 3.0 ergab das endgültige Bild.
Dieses Bild entstand mit der Panoramakamera Noblex 150N und dem hervorragenden Zeiss Tessar 3,5/50 mm. Diese Kamera verfügt über keinerlei Automatiken, darum habe ich das Licht extern mit einem Minolta Auto Meter IV angemessen und Zeit und Blende manuell eingestellt. Das 5x12 cm Dia wurde mit einem Epson Perfection 4990 Photo eingescannt, im Photoshop nur mehr der Kontrast angepasst und auf die vorliegende Bildgröße geschärft. Die Aufnahme verströmt gleichzeitig Ruhe und Energie. Die uralten Wände der Schlucht verströmen die Zeiten von Jahrmillionen, ebenso das Meer. Allerdings zeigen uns die Fluten gleichzeitig die Urgewalt und die Energie, die in dem Element Wasser stecken. Dazu passt ausgesprochen gut die dunkle Wolkenstimmung. Ein blauer Himmel hätte die Bildaussage bei weitem nicht so rüberbringen können.
Ich war damals im australischen Winter unterwegs. Australien ist heiß, so ist man zumindest in Europa großteils der Meinung. Ich habe selten woanders so gefroren, wie bei dieser Aufnahme. Die Luft war kalt, obwohl mich die Schlucht von dem heftigen Wind etwas schützte. Die Kamera hatte ich auf einem Stativ montiert. Der enge Durchgang zum Meer nahm viel von der Kraft des Elements. Ich musste jetzt nur mehr abwarten bis eine entsprechende Welle den feinen Standstrand erreicht und .... klick!

Vor einigen Tagen bin ich aus Afrika zurückgekehrt. Nachdem es mir deswegen nicht möglich war im August das Panorama des Monats zu versenden, melde ich mich jetzt wieder zurück.  Ziel meiner Reise war, Bild- und Videomaterial für meine GLOBAL-VISION "Südland – 10.000 km durch die ältesten Wüsten der Erde bis zu den großen Tierparadiesen Afrikas" zu erarbeiten. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden und jetzt liegt es wohl an mir eine entsprechende Multi-Vision zu gestalten. Dazu wünsche ich mir gutes Gelingen, es wird schon werden. Meine Foto-Exkursionen, die wirklich hart war – ich musste in meinem Minizelt sowohl bei +30° als auch bei -14° C ausharren – führte mich ich auch die Namib-Naukluft-Wüste, wo ich das Panorama schoss. Mein Körper war ziemlich durchgeschüttelt, ich hatte bereits an die 300 km auf fürchterlichen Wellblechpisten hinter mir. Außerdem konnte ich die letzten drei Nächte kaum schlafen, weil die Temperaturen während der Nacht in den tiefen Minusbereich rutschten. Regen ist in dieser Gegend schon seit Monaten keiner mehr gefallen, aber es wehte ein heftiger Wind, der den Sand auch in die kleinste Ritze meines Autos trieb. Trotzdem konnte ich am Horizont plötzlich Wolken entdecken. Solche Wolkenbänke sind im afrikanischen Winter nicht ungewöhnlich. In der Regel werden sie von aufsteigenden Nebelschwaden gebildet, verursacht durch die hohen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht.  Es sah zwar nicht nach Regen aus, aber durch die dunklen Wolken fielen Lichtstrahlen und zeichneten eine dramatische Wirkung in die Landschaft.  Je näher ich kam, desto theatralischer wurde die Szenerie. Ich fürchtete, dass der Wind die Wolken wieder auseinandertreiben würde und so entschloss ich mich auszusteigen, mein Sachtler-Stativ aufzubauen und die Sony Alpha 900 mit dem 400 mm Objektiv zu bestücken. Den Sensor schaltete ich von Vollformat auf APS-C Format um. Damit verlängerte ich die Brennweite von 400 auf 600 mm bei gleicher Lichtstärke und verdichtete so die Perspektive. Die Alpha 900 war von Automatik- auf Manuellbetrieb gestellt. Jetzt musste ich nur noch drei bis vier Teilbilder mit ca. 30%iger Überlappung aufnehmen. Die Teilbilder wurden nach meiner Rückkehr am Computer zusammengesetzt und ... en somme ... es entstand ein reizvolles Panorama, welches auch in meiner neuen Show herzeigbar ist.
Ich war auf dem Weg in die Namib-Wüste. Für meine neue GLOBAL-VISION "Südland" hatte ich vor, ca. 100 km in die Wüste zu marschieren, um do. Panoramen aufzunehmen. Noch bevor ich die eigentliche Dünen-Namib erreichte, führte mich die Route am Schloss Duwisib vorbei. Schloss Duwisib hat einen historischen und gleichsam dramatischen Hintergrund. Wer mehr darüber erfahren möchte: bitte googl`n. Ich erreichte das Bauwerk am späten Nachtmittag, also genau zum richtigen Zeitpunkt, um das Schloss bei bestem Licht fotografieren zu können. Duwisib liegt auf einem Hügel, zu erreichen über eine staubige, holprige Schotterpiste, im Umkreis von dutzenden Kilometern - außer einer kleinen Farm in der Nähe - keine Stadt, keine Siedlung, keine Menschenseele. Wegen der fortgeschrittenen Tageszeit war ich gezwungen, in der Nähe des Schlosses zu campieren. Es gibt ein kleines Lager, sehr abgeschieden und ruhig gelegen. Ein geräumiges Toilett-Häuschen mit Waschbecken bildete den einzigen Komfort. Ich baute also das Zelt unter einem ausladenden Baum auf und hoffte auf keinen Besuch von wilden Tieren. Kurze Zeit später gesellte sich ein französisches Paar mit einem uralten Land-Rover dazu und baute ihre Stoffbehausung unweit von meiner auf. Irgendwie war es beruhigend zu wissen, dass andere Menschen in der Nähe weilten. Die Sonne verschwand hinter dem Horizont, das blaue Tageslicht wich einem rötlichen Schimmer und eine Stunde später absoluter Dunkelheit. Ich habe kaum woanders eine vollkommenere Schwärze erlebt als hier. Kein Mondlicht erhellte die Landschaft und warf fahle Schatten. Dafür tat sich ein Sternenhimmel auf, wie ich ihn noch nie zuvor in irgendeinem anderen Teil der Welt gesehen hatte. Kein Lichter-Smog einer nahen Stadt trübte die Sicht auf das Sternenmeer. Die Milchstrasse zog sich in einem leuchtenden Band über das Firmament, das Kreuz des Südens war deutlich auszumachen. Ich legte mich auf den Rücken und starrte in den Sternenozean hinein. Nach einer Stunde wurde mir kalt, ich verkroch mich ins Zelt. Der Schlaf währte bis zwei Uhr, zitternd vor Kälte wachte ich auf. Es war Winter im südlichen Afrika und ich wusste, dass in der Wüste die Nächte empfindlich kalt sein können. Deswegen nahm ich vorsorglich eine Wolldecke zusätzlich mit ins Zelt. Ich warf sie über meinen Schlafsack und hoffte, dass sie mich wärmen würde. Das Problem war aber nicht die Kälte von oben, sondern die von unten. Trotz guter Iso-Matte schlug der Frost durch. Um drei Uhr hielt ich es nicht mehr aus, flüchtete ins Auto und sah auf das Bord-Thermometer – es zeigte minus 14° C. Ich startete Motor und Heizung. In dieser Einsamkeit, der absoluten Stille und Dunkelheit, kam mir das leise Surren meines Wagens wie der Schlachtgesang eines vollbesetzten Fußballstadions vor. Mit schlechtem Gewissen versuchte ich das Zelt der Nachbarn auszumachen und hoffte, dass ich sie nicht geweckt hatte. Es war nicht zu erkennen, zu Vollkommen war die Finsternis. Bis zum Morgengrauen konnte ich kein Auge mehr zutun und verbrachte die Zeit mit dem Starten des Motors, dem Aufheizen des Innenraumes und dem Abschalten der Maschine, um sie nach einer halben Stunde wieder anzuwerfen. Jetzt erst bemerkte ich, dass das Zelt der Franzosen nicht mehr da war, der Land-Rover aber schon. Im Jeep befanden sich keine Personen. Die Sonne kroch über den Horizont, es wurde schlagartig wärmer. Müde suchte ich nach Handtuch und Zahnbürste, um die morgendliche Pflege incl. Katzenwäsche hinter mich zu bringen und begab mich zum nahen Toilett-Häuschen. Ich öffnete die Tür und wäre beinahe über das Zelt der Franzosen gestolpert. Beim gemeinsamen Frühstück erzählten sie mir, dass sie vor lauter Kälte mitsamt dem Zweimann-Zelt aufs WC geflohen seien, denn die Heizung des antiken Land-Rovers war kaputt. Heißer Kaffee wärmte uns auf und wir lachten angesichts der ungewöhnliche "Flucht". Eines wusste ich jetzt ganz genau: wenn mich wieder einmal friert, übernachte ich im "Häusl"!
Zu diesem Bild möchte ich eine Geschichte erzählen, die schon längere Zeit zurückliegt. Genau gesagt 21 Jahre. Es war August 1991. Mein Freund Peter Lehner – der leider viel zu früh verstorben ist – und ich hatten ein einmaliges Projekt vor. Wir wollten die Strecke vom Kuncherab-Paß, an der pakistanisch-chinesischen Grenze entlang des Indus zu Fuß bis nach Karachi am indischen Ozean bewältigen. Eine Strecke von 2.000 km.
Nebenbei wollten wir auch den Nanga Parbat (8125 m) ansteigen. Wir starteten tief unten im Indus-Tal, genau gesagt an der Rakhiot-Brücke am Karakorum-Highway. Von dort führt eine Straße, die diesem Namen nicht gerecht wird, hinauf bis zu ihrem Ende - 1.000 Meter unter dem Bergdorf Tato. Diese 'Straße' kann befahren werden, dann muss man dann allerdings zu Fuß weitermarschieren. Ich hatte nie vor und nachher in meinem Leben soviel Angst wie auf dieser Fahrt. Den Jeep hatten wir tags zuvor in Gilgit bestellt. Was bei der Rakhiot-Brücke eintraf, war allerdings ein Wrack. Die Karkasse der Reifen war stellenweise daumengroß zerrissen und der Schlauch suchte seinen Weg nach draußen. Zu diesem Zeitpunkt kannten wir den Zustand der "Straße" noch nicht, sonst wäre ich nie und nimmer eingestiegen. Unser Gepäck bestand aus einem Zweimannzelt, Schlafsäcke, Proviant, Arzneimittel, einer leichten Alpinausrüstung und einem umfangreichen Zenza-Bronica Mittelformat-Fotoequipement mit einem schweren Gizo-Stativ. Anfangs ging es eher gemächlich dahin, dann aber begann die Route zu steigen, wurde immer steiler und immer enger. Schließlich war sie gerade noch so breit, dass zwischen Reifen und Abgrund ein halber Meter Straße Platz fand. Zwischenzeitlich hatten wir uns in schwindelerregende Höhen hinaufgeschraubt. Links ging es 1.000 Meter senkrecht hinunter, dafür rechts dieselbe Anzahl an Metern nach oben. Bei jeder Kurve musste unser Fahrer – ich habe mir dessen Namen nicht gemerkt weil er für mich unaussprechlich war – mit dem Pedal pumpen, weil anscheinend das Bremsleitungssystem defekt war. Auf unsere Frage hin meinte er lakonisch: "Habt vertrauen in Allah, er bringt uns sicher nach oben." Nun ja, unser Fahrer schien das zu wissen, aber wusste es auch Allah? Bei einer Serpentine hatten wir das absolute Schlüsselerlebnis – zumindest dachte ich das. Sie war so eng, dass der Jeep reversieren musste um 'die Kurve zu kriegen'. Das Getriebe beschwerte sich lautstark als unser Chauffeur den Rückwärtsgang einlegte. Er gab kurz Gas, sprang dann auf das Pedal und pumpte wie irre. Keine fünfzehn Zentimeter vor dem Abgrund kam das Gefährt zum Stillstand. Mit einem Satz sprang ich aus dem Jeep, Peter tat es mir gleich. Felix Baumgartner hätte seine Freude daran gehabt, aber wir hatten unsere Fallschirme nicht dabei, geschweige denn, dass wir damit hätten umgehen können. Jetzt legte unser Fahrer den ersten Gang ein, dabei rollte der Jeep nochmals fünf Zentimeter zurück, bevor sich die Räder protestierend durchdrehten und das Gefährt 'nach oben' schoss. Der gute Mann hatte zuviel Gas gegeben, musste wieder das Bremspedal pumpen, schaffte es aber nicht mehr den Jeep zum stehen zu bringen und krachte auf die gegenüberliegende Felswand. Die Szene war filmreif, sie wäre zum Lachen gewesen, aber ehrlich gesagt, wir hatten die Hosen voll. Ich wollte die Kameraausrüstung aus dem Jeep zerren und den Rest zu Fuß bewältigen, immerhin ein Marsch von drei Stunden. Aber unser Fahrer meinte: "Dont bi worrry, tis was te sharpst cärv. Allah will be wit as." Sein Wort in Allahs Ohr. Verängstigt stiegen wir wieder ein und vertrauten auf die Obrigkeit. Tatsächlich, den Rest der Strecke schafften wir ohne Probleme. Nur einmal rutschte er beim Pumpen vom Bremspedal und wir landeten beinahe im Graben. Die hohen Abgründe hatten wir da schon hinter uns gelassen und so ein lächerlicher Straßengraben konnte uns doch nicht mehr erschüttern.
Auf der 'Märchenwiese' – einer wunderschönen Alm in über 3.000 Meter Höhe schlugen wir unser Zelt auf. Von dort wollten wir über einen Höhenrücken mit dem Drexl-Kreuz bis zum Basislager gelangen und dann weitersteigen, soweit es eben ging. Allzu hoch würde es nicht sein, dazu waren wir zu spärlich ausgerüstet, doch ich wollte schöne Panoramen vom Rakhiot-Glescher schießen. Das Basislager der Buhl-Expedition liegt auf 4100 Meter. Nach einer kurzen Rast stiegen wir weiter, um nach drei Stunden eine mäßig steile Eisrinne zu queren. Die Rinne war etwa zwanzig Meter breit und mit einer Firnschicht überzogen. Wir beschlossen - des Firns wegen - die Eisen nicht anzulegen. Auf der anderen Seite setzte sich nämlich der Weg auf blankem Fels fort. Eine Entscheidung, die mir beinahe zum Verhängnis werden sollte. Im letzten Drittel war die Firnschicht nur sehr dünn. Ich kam auf blankes Eis rutschte aus und es ging dutzende Meter bergab. Ein Felsvorsprung war meine Rettung. Die Rinne war zwar nicht besonders steil, aber wäre der Felsvorsprung nicht gewesen, wäre ich immer schneller geworden - ohne eine Chance abzubremsen. Nur hundert Meter weiter unten ging die Eisrinne in einen senkrechten Abhang über. Für mich war das ein Zeichen. Wir kehrten um. Zweimal Glück innerhalb kürzester Zeit - man sollte es nicht herausfordern. So dachte ich zumindest. Aber auf der Tour - entlang des Indus bis nach Karachi - sollten wir noch oftmals Glück haben.

Ich fuhr im Jänner – also im australischen Hochsommer – durch das rote Zentrum um Aufnahmen für meine GLOBAL-VISION zu machen. Meine Ziele waren das Outback an sich, aber auch die großen Monumente wie der Ayers Rock, die Olgas und der Kings Canyon. Tagsüber kletterte die Temperatur auf 45° C, was gar nicht so schlimm war, denn einige Tage zuvor zeigte es in Coober Pedy – der legendären Opalsiedlung –55°C an. Selbst um drei Uhr morgens hatte es noch über 30° C. Ich kannte es auch anders! Ein Jahr zuvor bin ich dieselbe Strecke im australische Winter gefahren und habe am Ayers-Rock erbärmlich gefroren.
Ich hatte vor, im Kings Canyon ausgiebige Fotowanderungen zu machen. Damals arbeitete ich noch im professionellen 6x6 Diaformat und das Gewicht der Rolleiflex 6008 und des Gitzo-Statives machten mir ganz schön zu schaffen. Aus Erfahrung wusste ich: 'Geh niemals ohne Kopfbedeckung, gute Ausrüstung und genügend Wasser in die Wüste. Hinterlass immer irgendwo eine Botschaft wo du hingehst'. Diese Botschaft muss man nicht immer vor Ort, z.B. bei der Polizei oder einer Ranger-Station, hinterlassen, oftmals ergibt sich dazu gar keine Möglichkeit. Eine SMS ins ferne Europa zur eigenen Familie genügt. Es könnte so lauten: 'Ich gehe morgen in den Kings Canyon und habe vor in 24 Stunden wieder zurück zu sein. Wenn ich zurück bin, werde ich mich wieder melden.' Wenn man sich aus irgendwelchen Gründen nicht mehr meldet, weil man z.B. einen Unfall erlitten hat, ist die Familie zu Hause gewarnt. Sie kann jetzt über das Außenministerium eine Suchaktion veranlassen. In der Regel wird die Botschaft über die örtlichen Behörden alles Notwendige unternehmen.
Ein Japaner, den ich nach sechsstündiger Wanderung unter sengender Sonne völlig erschöpft antraf, war entweder unerfahren oder dumm und hätte alleine gar nicht hier sein dürfen. Er befand sich weitab der offiziellen Routen und das war absoluter Leichtsinn. Hier gab es keine gekennzeichneten Wege, kein Wasser, keine Menschen mehr. Der gute Mann hatte keine Ausrüstung mit dabei, war am Ende seiner Kräfte, der Kreislauf war aufgrund des Wassermangels völlig herunten. Noch einen Tag hätte er in diesem Zustand wahrscheinlich nicht überlebt. Was sollte ich jetzt tun? Ich konnte nicht viel tun außer Hilfe zu holen. Ich überließ ihm einen großen Teil meines Wasservorrates, meine dünne Alu-Folie spannte ich über einen Eukalyptusstrauch. Der Schatten schützte einigermaßen vor der Sonne und vor dem Dehydrieren. Fotoausrüstung und Stativ ließ ich bei ihm und machte mich auf dem Weg zurück zum Ausgangspunkt, dort gab es eine Ranger-Station. Verlaufen konnte ich mich nicht, dafür sorgte mein GPS.
Selbst völlig fertig erreichte ich nach Stunden die Station. Ich hinterließ die GPS-Daten, die Ranger zogen los und nochmals drei Stunden später hörte ich den Rotor eines Hubschrauber knattern. Er war auf der Suche. Der Japaner wurde anschließend nach Alice Springs ins Spital geflogen. Meine Fotoausrüstung erhielt ich unversehrt zurück.
Tags darauf zog ich wieder in den Kings Canyon. Das Foto habe ich mit der Panoramakamera Noblex 150 geschossen und das Panoramadia eingescannt. Es zeigt den Teil des Canyons der auch von Touristen gerne besucht und begangen wird. Im Tal befinden sich Eukalyptusbäume, sie spenden im Sommer genügend Schatten. Im Winter stürzt sich hin und wieder ein Wasserfall über die Wände und an verschiedenen Stellen sind Wasserlöcher zu finden. Sehr gut gefällt mir der Kontrast zwischen den roten Felswänden, dem blauen Himmel durchsetzt mit Wolken, und die grünen Tupfer der Eukalyptusbäume im Tal des Canyons.