Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich diese Aufnahme vom Taj Mahal gemacht habe, aber ich erinnere mich sehr gut daran. Damals belichtete ich noch Dias. Ich besuchte das Grabmal an einem Nachmittag und hoffte gut Bilder davon machen zu können. Aber die tausenden Touristen die da waren, ließen einfach ein professionelles Fotografieren nicht zu. Frustriert wandte ich mich an den Pförtner und ersuchte ihn um Rat – den ich auch bekam. In gebrochenem Englisch gab er mir zu verstehen, dass ich nächsten morgen kommen solle. "Der Park wird um 6 Uhr geöffnet! Ich habe auch morgen noch Dienst. Wenn du eine halbe Stunde früher kommst, lasse ich dich rein. Du bist dann für dreißig Minuten völlig alleine und kannst zumindest ein paar Aufnahmen machen und zwar ohne Touristen." Am nächsten Morgen war ich zum vereinbarten Zeitpunkt wieder da. Der hilfsbereite Pförtner vom Vortag verkaufte mir eine Eintrittskarte, allerdings zum doppelten Preis. "50% für den Staat, 50% für einen seiner Bürger" belehrte er mich lächelnd. Genauso freundlich lächelnd kaufte ich die "Sonderkarte", man will ja nicht sein Gesicht verlieren. So ist eben Indien. Die Leute sind hier arm und deswegen versuchen sie an Geld zu kommen, wenn´s sein muss auch durch Korruption, ... pardon ich meinte natürlich außersteuerliches Trinkgeld. Die Politiker bei uns sind reich und deswegen natürlich nicht korrupt, oder wurden wir da in letzter Zeit eines Besseren belehrt? Na ja, durch den Kauf dieser "Sonderkarte" machte ich mich selbst zum Mittäter. Damals war ich mir dessen nicht bewusst, im Gegenteil "Kauf dir ein Bier und lass es dir schmecken", riet ich dem Pförtner. Ich ging durch den roten Eingangsbau und stand plötzlich vor dem weltberühmten Taj Mahal. Ich gestehe, ich war selten von einem Motiv vorher und nachher so ergriffen. Stille Lag über dem Monument. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, verstreute aber warmes rötliches Licht. Es legte sich wie ein Hauch aus dünner Seide auf den weißen Marmor. Zehn Minuten meiner kostbaren Fotozeit verbrachte ich damit nur zu sehen und zu staunen. Noch nie vorher hatte ich ein perfekteres, ein harmonischeres, ja ein geradezu jungfräulich wirkendes Kunstwerk gesehen. Ich konnte mich vom Anblick kaum losreißen. Beinahe widerwillig baute ich das Stativ auf, wählte Brennweite, Blende und Belichtungszeit. Automatisch schraubte ich einen leichten Warmtonfilter vor die Linse um das "Rot" etwas zu verstärken und drückte ab. Immer und immer wieder, selbst dann noch, als der Film durch war. Es war 6 Uhr und die Touristen, die in den Bussen draußen auf dem großen Parkplatz warteten, strömten herein. Lachend, laut sprechend, begleitet von einem überraschten "Aah" und "Ooh" und "how magic", "beautiful", zerstörten sie die heilige Ruhe. Sie sahen nur das Bauwerk, aber den Frieden der von ihm ausging, nahmen sie nicht war. Es war vorbei und es wurde Zeit, mein Equipement einzupacken. Dabei merkte ich, dass ich vor lauter Ergriffenheit auf das 28 mm Objektiv, die Sonnenblende des 50ers draufgeschraubt hatte. Das würde furchtbare Vignetten (Eckabschattungen) ergeben. Schockiert wollte ich die Aufnahmen wiederholen, aber es ging nicht mehr. Die Sonne war zwischenzeitlich über dem Horizont, das weiche Licht war weg und hunderte Leute verteilten sich über den ganzen Park. Ehrlich gesagt war ich jetzt frustriert. Erst zu Hause, nachdem ich den Film entwickelt zurückbekommen habe, stellte ich fest, dass genau diese Eckabschattungen das Tüpfelchen auf dem "i" waren. Das "Taj" steht im etwas erhellten Zentrum des Bildaufbaues und zum Rand hin nimmt die Bildhelligkeit etwas ab. Die Abschattungen in den Ecken störten überhaupt nicht im Gegenteil. Sie halfen mit, die Stimmung an jenem Morgen genauso rüberzubringen wie ich sie erlebt hatte. Manchmal wenden sich Fehler zum Positiven ... das ist dann schön, wenn man nicht damit rechnet. Ich habe das Dia mit einem Nikon Coolscan 4000 eingescannt. Die Aufnahme gehört zu meinen Lieblingsbildern. Manche Momente vergisst man eben nie im Leben.




An dem Tag, an dem ich den Arches-Nationalpark besuchte, stach die Sonne mit unglaublicher Hitze und grellem Licht vom wolkenlosen Himmel Utahs. Da war keine Chance auch nur ein einigermaßen ansehnliches Bild zu machen. Also warteten wir auf den Abend. Ehrlich gesagt, waren wir schon etwas geschlaucht. "Wir" waren mein leider viel zu früh verstorbener Freund Peter und ich. Und "wir" hatten eine langen, langen Weg hinter uns. Vor drei Monaten starteten wir unsere abenteuerliche Reise hoch oben im Norden Alaskas, streunten dort eine Weile herum – immer auf der Jagd nach fotografisch Verwertbarem – und hantelten uns letztendlich entlang des Alaska-Highways und durch ganz Kanada hinunter bis an die Grenze zu den USA. Bärtig, mit zerschlissenen Jeans und total verwildert hatten wir Probleme bei der Einreise. Wahrscheinlich vermutete man in uns Terroristen oder irgendwelche Rauschgift-Dealer. Na ja, verdenken konnten wir es ihnen nicht, so wie wir aussahen. Auf jeden Fall wurden wir ordentlich gefiltzt. Dann kreuzten wir durch die Nationalparks im Westen der USA und schließlich landeten wir hier im Arches-Nationalpark. Und weil "wir" müde waren, schliefen wir tagsüber und hätten beinahe den Sonnenuntergang verpasst. Jetzt hetzten wir durch den wunderschönen Park zu unserem Ziel, dem Landscape-Arch. Der Weg war lang, aber wir hatten es geschafft. Zwanzig Minuten bevor sich die Sonne hinter den Horizont verabschiedete war das Naturwunder erreicht. Mit einer Länge von 88,4 Metern ist es die längste Naturbrücke der Welt. Jetzt brauchen wir nur noch unter den Arch hindurchsteigen um ihn von "hinten" zu fotografieren. Die Stimmung war perfekt. Durch die tief stehende Sonne ergab sich ein weiches, warmes Licht, das sich in den Himmelspartien durch einen rötliches Schimmer widerspiegelte. Die Landschaft in der Ferne zeigt sich durch die große Tageshitze in leichtem Dunst ... einfach perfekt. Erst als es dunkel war, machten wir uns auf dem Weg zurück zum Lager. Zu dumm, dass wir in der Eile die Taschenlampen vergessen hatten. Zweimal habe ich einen Stock oder Stein übersehen und den Boden "geküsst". Aber letztendlich haben wir's geschafft. Die nächsten drei Tage fotografierten und filmten wir noch viele der wunderschönen Naturbrücken in diesem Park am nördlichen Ende des Coloradoplateaus.
Ein halbes Jahr danach, erreichte uns zu Hause die Nachricht, dass das Unterwandern des Landscape-Arches verboten worden war. An manchen Stellen war er schon sehr dünn und das eigene Gewicht machte ihm deswegen zu schaffen. Unvorstellbar wenn er gerade dann einstürzen würde, wenn eine Gruppe Touristen darunter steht. Seitdem bemühen sich kluge Köpfe um Ideen, wie man den Bogen stabilisieren könne. Ich war wohl einer der letzten die ihn von Jenseits abgebildet haben. Darum hat dieses Panorama auch einen gewissen Seltenheitswert erlangt. Von Diesseits wirkt die Brücke bei weitem nicht so imposant. Unmittelbar dahinter türmt sich eine nichtssagende Felswand auf, aber von Jenseits erstreckt sich der Blick durch den Felsbogen in die Weite von Utah.

Es ist schon eine geraume Zeit her, dass ich dieses Panorama aufgenommen habe. Genau genommen 20 Jahre. Damals kannte man noch keine Digitalfotografie, man wusste noch nicht einmal, dass in zehn Jahren die Diafotografie langsam aber sicher sterben würde. Das Bild habe ich mit der Zenza Bronica ETRS (für Oldies in der Fotografie: Format: 4,5x6 cm) aufgenommen. Für die Bronica gab es ein Rückteil, das keinen Rollfilm, dafür aber Kleinbildfilm aufnehmen konnte. Es ergab sich dadurch das Aufnahmeformat 24x56 mm, also ein sehr schönes Panoramaformat. Man musste beim Entwickeln nur angeben, dass man den Film als Rollenware zurückhaben wolle. Hat man das vergessen, wurden die Panoramen zerschnitten, weil der Entwicklungscomputer auf das Kleinbildformat 24x36 mm ausgerichtet war.
Es war 1993! Damals streiften mein Freund und langjähriger Reisebegleiter Peter und ich etliche Wochen durch Alaska. Eines unserer Ziele war natürlich der Denali-Nationalpark mit dem alles überragenden Mt. McKinley. 6194 Meter ist er hoch und damit der höchste Berg Nordamerikas. Es war eine herrliche Zeit und wir hatten herrliches Wetter. Während unserer 14-tägigen Anwesenheit regnete es keinen Tropfen. Das ist eine Seltenheit in Alaska! Wir hätten den Gipfel locker ersteigen können, es fehlte allerdings an der Genehmigung und der entsprechenden Ausrüstung. Alpinistisch ist der Aufstieg gar nicht so schwierig, aber der Mt. McKinley gilt als einer der kältesten Berge der Erde und das macht ihn so gefährlich. Immer wieder sind Bergsteiger dort oben erfroren ohne klettertechnisch eigentlich in Gefahr gewesen zu sein.
Vom Eingang des Denali Nationalparks führt eine mehrere Dutzend Kilometer lange Schotterstraße hinein bis an den Wonderlake. Dort endet diese Straße und vom Wonderlake habe ich auch das Panorama gemacht. Schon damals durfte die Straße nur mit Nationalparkbussen befahren werden. Wurden irgendwo Bären gesichtet, blieb der Bus stehen und die Insassen konnten Fotos knipsen. Für einen richtigen Fotografen war das natürlich eine unbefriedigende Situation. Dafür durften wir aber beim Wonderlake unser Zelt aufschlagen. Rund um uns waren unzählige Blaubeersträucher, die Sonne schien vom Himmel und die Aussicht auf den Berg war atemberaubend. Es war einfach paradiesisch. Am Abend legte sich auch noch der tagsüber kräftig wehende Wind. Es war richtig warm, wir liefen in Shirts und Shorts. Kurz vor Sonnenuntergang war es völlig windstill und dann brach die Hölle über uns herein. In einiger Entfernung sahen wir schwarze Wolken die sich schnell bewegten. Der Ausläufer einer dieser Wolken streifte uns bevor wir das schützende Zelt erreichen konnten. Bei den Wolken handelte es sich um millionen blutrünstiger Insekten. Moskitos überall! Sie kannten keine Gnade. Wir wurden gestochen und angesaugt. Ihre langen Rüssel bohrten sich sogar durch das Hemd. Zelt auf ... rein ... Zelt zu. Trotzdem konnten wir nicht verhindern, dass ein Dutzend dieser vom Blutrausch besessenen Vampire in unser Schlafgemach eindrangen. Drinnen begann jetzt die große Schlägerei. Mit dem Handtuch, verwandelten sich Peter und ich in Killermaschinen. Es dauerte eine geraume Zeit bis wir auch den letzten Blutsauger erschlagen hatten. Nun saßen wir im Zelt hinter dem Moskitonetz und sahen dem Sonnenuntergang zu, ohne auch nur ein einziges ansprechendes Foto machen zu können. Die Moskitos waren zwar nicht zu sehen, aber kaum öffneten wir das Zelt und krochen hinaus, waren sie in Schwärmen da. Keine Chance, das Stativ aufzustellen, die Kamera darauf zu montieren und abzudrücken. Da saßen wir nun in unserer Stoffzelle, ausharrend in Frustration. Nur ein einziges einigermaßen ansehnliches Bild ist mir gelungen, nämlich dieses Panorama. Der Frust war aber in zwei Tagen vergessen. Da saßen wir nämlich in einem zweimotorigen Sportflugzeug und umkreisten bei ebenso herrlichem Wetter den weißen Gipfel des Mt. McKinley.


Die Aufnahme entstand während der Kneissl-Touristik "Fotoreise Island im Winter" in der letzten Märzwoche. Ich durfte dabei als fotografischer Reiseleiter fungieren. Wir waren in einem kleinen aber gemütlichen Landhotel im Norden der Feuerinsel einquartiert. Schon in den Vortagen suchten meine Reisegäste immer wieder im Internet nach Informationen, wann die Chance am größten sei, ein Polarlicht fotografieren zu können. Oft wurde ich gefragt, welche ISO-Einstellung, welche Blende, welche Belichtungszeit denn optimal wäre. Aufgrund meiner Erfahrungen mit Nordlichtern in Norwegen gab ich diese Informationen gerne weiter. Ich erinnere mich an die gute alte 'Diazeit'. Damals war alles umständlicher und es bedurfte großer Erfahrung um die Aurora borealis oder die Aurora australis auf Film zu bannen. In der digitalen Fotografie ist das bei weitem nicht mehr so kompliziert. Denn Weißabgleich kann man ruhig auf Automatik belassen. Die ISO-Zahl auf 400 oder 800 gestellt, die Blende ganz geöffnet - man braucht ja keine Schärfentiefe - die Zeit stellt sich selbst dazu, also mit Zeitautomatik fotografieren. Die Belichtungszeit kann sich auf mehrere Sekunden erstrecken, weswegen natürlich ein stabiles Stativ notwendig ist. Die Bilder mögen auf dem Display der Kamera vorerst noch flau aussehen, das Nordlicht darauf bei weitem nicht so leuchten wie tatsächlich gesehen. Aber alle Informationen stecken im Bild und müssen nur rausgeholt werden - am besten mit einer guten Bildbearbeitungssoftware wie Photoshop. Erst dann enthüllt sich ein überraschendes 'Aah' und 'Ooh', wenn das Polarlicht hell wie bei der Aufnahme am Bildschirm leuchtet.
Wie gesagt, wir waren in einem weit entlegenen Landhotel irgendwo in der 'isländischen Pampas' untergebracht. Dass war unser Glück und trug viel zum Gelingen von guten Nordlichtaufnahmen bei. Es gab keinen Lichtersmog wie in einer großen Stadt, keine Scheinwerfer trübten das Naturschauspiel. Selbst der aufgehende Vollmond hatte kaum Auswirkungen auf die Leuchtstärke der Aurora - im Gegenteil: er hellte die tief verschneite Landschaft auf und man konnte sie in die Bildkomposition mit einbeziehen. Die Aufnahme entstand um ca. zwei Uhr morgens. Viel Schlaf hatte ich übrigens in dieser Nacht nicht abbekommen.

Island im Winter – davon hatte ich immer schon geträumt, aber nie die Gelegenheit gehabt das zu realisieren. Um so erfreuter war ich, als ich von Kneissl-Touristik das Angebot bekam, im März dieses Jahres eine 16-köpfige Fotografengruppe durch die Feuerinsel zu führen. Ich brauchte natürlich nicht lange zu überlegen. Es wurde zwar ein bisschen stressig, weil ich erst tags zuvor meine Vortragstournee beendete, aber das war zweitrangig. Ich träumte von tief verschneiten Vulkanlandschaften, gefrorenen Wasserfällen und am Himmel tanzende Nordlichter, und was soll ich sagen ........ es war genau so! Irgendwo im Norden sah ich schon aus weiter Distanz eines der Wahrzeichen Islands, den markanten Berg "Herðubreið". Ich sagte unserem Fahrer, dass wir bei der nächsten Parkgelegenheit einen Fotostopp einlegen würden. Den Parkplatz an dem wir hielten hätte man gar nicht schöner platzieren können. Wahrscheinlich war ein Fotograf unter den Straßenplanern. Vor uns lag die verschneite Lavalandschaft der "Wüste der Missetäter". Die Herðubreið (links im Bild) ragte wie ein Monument aus der urtümlichen Landschaft. Die Dimensionen sind wahrlich kaum zu schätzen. Es hat den Anschein, dass der Berg von der Straße, die sich unten durchs Bild zieht, höchstens ein paar Kilometer entfernt liegt. Tatsächlich braucht man aber einen ganzen Tag um dorthin zu marschieren. Dabei wurde die Perspektive durch ein Tele-Objektiv nicht verdichtet. Aufgenommen haben ich das Panorama mit der Sony Alpha 900 und einer Brennweite von 50 mm vom Sachtler-Stativ. Die drei Einzelbilder wurden dann im Photoshop 'gesticht'. "Meine Fotografen", allesamt engagierte und begeisterte Lichtbildner waren angetan von diesem herrlichen Panorama. Unaufhörlich klickten die Kameraverschlüsse, die Sensoren nahmen viele Millionen von Pixeln 'gefangen'. Die Temperatur war bei weitem nicht so kalt wie es das Bild vermuten lässt. Das Panorama vermittelt mir das Gefühl von Unendlichkeit, von Freiheit und von Schöpfung.

Die Aufnahme der Garudas von einem Sockel des buddhistischen Gebäudes im Wat Phra Kaeo – dem königlichen Tempelbezirk in Bangkok – habe ich mit der Panoramakamera Noblex 150 N gemacht. Die Aufnahmebedingungen waren nicht leicht. Ist die Noblex eine Kamera, die an sich schon schwierig zu "handeln" ist, durfte ich zudem kein Stativ in der Anlage verwenden. Ich musste also aus der Hand fotografieren und zwar bei einem Seitenverhältnis von 1:2,5. Eine Verwacklungsgefahr bestand nicht, kippt man aber die Kamera nur ein zehntel Grad – und das kann schon beim Druck auf den Auslöser passieren – hat man später eine schiefe Aufnahme, die wegen des Breitformates nicht mehr zu retten ist. Ich musste also mit einem externen Handbelichtungsmesser das Licht messen, die Kamera in Position bringen, abdrücken und hoffen, dass sich zwischenzeitlich die Lichtverhältnisse nicht ändern. Dies kann sehr schnell passieren, wenn sich eine Wolke vor die Sonne schiebt. Blank poliertes Gold reflektiert bekanntlich. Ich wartete deshalb einen Moment ab, in dem keine Touristen hinter mir vorbeigingen und in den Garudas Reflexe erzeugten. Es war kurz vor der Monsunzeit, also keine besonders gute Reisezeit für Thailand. Mit jedem Tag stieg die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit. Innerhalb kurzer Zeit war man völlig durchschwitzt und die Kleidung klebte am Körper. Das war zwar unangenehm aber erträglich. Anders sah es mit dem Kameraequipement aus. Kam man aus dem klimatisierten Hotel, beschlug sich sofort die Linse. Wegwischen half nichts, sie beschlug sich wieder. Erst als das Glas die Außentemperatur angenommen hatte, löste sich das Problem. Dafür waren die Hände vom Schweiß nass und glitschig – gute Voraussetzungen also, dass einem das wertvolle Ding aus der Hand glitt, wenn man nicht aufpasste. Zu dieser Jahreszeit in Thailand reisen hatte aber auch seinen Vorteil. Es gab nur mehr wenige Touristen und damit auch weniger Ärger, wenn sie andauernd ins Bild liefen. Nach der Rückkehr wurde der 120er-Diafilm spezial-entwickelt und mit dem Epson Fotoscanner mit hoher Auflösung eingescannt und im Photoshop ein klein wenig nachbearbeitet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Der "Chapman´s Peak Drive" ist eine der spektakulärsten Straßenabschnitte Südafrikas. Er wurde in der Zeit zwischen 1915 und 1922 sozusagen in die Steilküste regelrecht hineingesprengt und verbindet die südliche Hout Bay mit dem nördlichen Noordhoek auf der Kaphalbinsel. Tief unten prallt das Meer mit hohen Gischtfontänen an die zerklüfteten Küstenklippen. 1999 und 2000 mussten deswegen Abschnitte kurzzeitig gesperrt werden, weil zahlreiche Stützträger vom Salzgehalt der Meeresluft so angerostet waren, dass nicht mehr für die Sicherheit garantiert werden konnte. Viele Touristen die das Kap der Guten Hoffnung besuchen, nehmen die östliche Route über Muizenberg und Simonstown. Auf dem Rückweg nach Kapstadt wählen sie dann den berühmt berüchtigten "Chapman´s Peak Drive." Diese 150 Meter über dem Meer liegende zehn Kilometer lange Strecke gehört sicherlich zu den schönsten Küstenstraßen der Welt. Zahlreiche Haltebuchten bieten sich an für Foto- und Genießerstopps. Die sagenhaften Aussichten kann man kaum beschreiben. Am Aussichtspunkt "Chapman´s Point" hat man einen atemberaubenden Ausblick über die weitläufige Steilküste. Ist man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ergeben sich Lichtstimmungen, die einen engagierten Fotografen schier zum Wahnsinn treiben. Die Straße ist so schmal, die Abhänge so steil, dass man auf die Haltebuchten angewiesen ist um fotografieren zu können. Oft befinden sich die idealen Fotostandpunkte nicht gerade dort, wenn eine bestimmte Lichtsituation auftritt und hin und wieder sind die Haltebuchten bereits voll geparkt und zwingen zur Weiterfahrt. Ich bin den "Drive" nicht weniger als viermal hintereinander gefahren um zu wirklich guten Fotos zu kommen. Bei der ersten und zweiten Durchfahrt stand die Sonne noch viel zu hoch am Himmel, das Licht war zu "blau", die Konturen in der Landschaft zu hart. Außerdem wälzte sich ein reger Verkehr entlang der Straße, die Aufnahmebedingungen waren alles andere als ideal. Zahlreiche Motorradfahrer nutzten den kurvenreichen Streckenabschnitt für ihren Fahrspaß. Bei der dritten Durchfahrt zog ein Gewitter über die Küste. Es blitzte, donnerte und es schüttete wie aus Kübeln. Die Fahrt kam einer auf der Geisterbahn gleich, Alfred Hitchcock hätte seine Freude daran gehabt. Bei der vierten Durchfahrt war anfänglich der Himmel noch stark bewölkt, aber die Wolken begannen sich allmählich aufzulösen. Kurze Zeit später schickte die bereits tief stehende Sonne ihre ersten Strahlen wieder durch die bedrohlich wirkende Wolkendecke. Nun war ich fast alleine auf der Strecke. Das Gewitter hatte den Großteil der Auto- und Motorradfahrer vertrieben. Dann sah ich dieses Motiv. Glücklicherweise befand sich ganz in der Nähe eine Parkbucht. Ohne Stress baute ich mein Gitzo-Stativ mit der Rolleiflex 6008 auf und schoss Bild für Bild. Das Panorama entstand aus vier 6x6 Dias, die ich mit ca. 30%iger Überlappung aufgenommen habe. Eingescannt wurden die Dias mit einem professionellen Diascanner und die Teilbilder dann unter Photoshop "zusammengestitcht". Das Endergebnis wurde noch eine bisschen geschärft, mehr Nachbearbeitung brauchte das Panorama nicht und ich konnte es in meine neue GLOBAL-VISION "Südland – 10.000 km durch die ältesten Wüsten der Erde bis zu den großen Tierparadiesen Afrikas" einbauen. Das Thema ist der zweite Teile den geplanten Vierteilers, nach der erfolgreichen ersten Teil "Nordland – 12.000 km durch Schweden, Finnland, Norwegen und Island". Tourneestart: Frühjahr 2014. Diese Multivision habe ich zwar fast gänzlich digital produziert, aber das große Diaformat eingescannt mit einem Profi-Scanner, erlaubte dieselbe Bildqualität wie die Digitalbilder, in der Farbabstufung stellte sich sogar eine Überlegenheit heraus.
Vor ein paar Jahren gönnte ich mir nach einer arbeitsintensiven Zeit mit meiner Familie einen Erholungsurlaub in der Dominikanischen Republik. Ich buchte uns ein schönes Hotel mit Swimmingpool direkt am Strand, mit Bar und alles drum herum, was man eben für einen Faulenzerurlaub braucht. Und - da ich ja ein ganzes Jahr mit der Kamera unterwegs bin - gab es für mich Fotografierverbot, nur Familienerinnerungsbilder waren erlaubt. Ansonsten galt: volle Konzentration auf die 'family'. Noch einige Jahre zuvor war es für mich unvorstellbar gewesen, eine Reise damit zu verbringen, eine Woche am Strand rumzuhängen und gar nichts zu tun außer Banana-Mama, Banana-Papa, Pina-Colada zu genießen und den hübschen Mädchen aus den Augenwinkeln heraus nachzuschauen. Nicht dass ich hier missverstanden werde! Ich bin ein treuer Ehegatte der mit einer großartigen Frau zusammen sein darf, dem ein ebenso großartiger Bub entsprang (übrigens mein ganzer Stolz). Aber man ist ja schließlich auch nur "Mann" und als solcher wird man ja hier regelrecht gezwungen, bei dieser Präsenz "geschwungener Kurven" den einen oder anderen Blick zu riskieren. Nun bin ich eigentlich überhaupt kein Rumhängertyp und schon den dritten Tag nervte ich meine Frau damit, mit einem gemieteten Jeep eine Inselrundfahrt zu machen. Den wahren Grund verschwieg ich natürlich. Ich packte meine kleine Digi-Sucherkamera in die Hosentasche. Meine Absicht war, aus dem Ausflug doch noch eine kleine Fotopirsch zu machen und den einen oder anderen "Schuss" anzubringen ... aber das sagte ich natürlich nicht. Meine kleine Hinterlist brachte, außer ein paar Schnappschüssen, aber nicht viel ein. Gegen Abend kamen wir an diesen herrlichen Sandstrand. Die Sonne stand schon sehr tief, die Temperatur war angenehm und wir beschlossen einen Strandspaziergang zu unternehmen. Dann sah ich dieses Motiv! Jetzt konnte mich nichts mehr halten. Voller Begeisterung rannte ich herum und suchte nach einem idealen Standpunkt, setzte die Sonne mal links, die Palme rechts, den Schirm in die Mitte, experimentierte mit unterschiedlichen Brennweiten. Meine "bessere Hälfte" blickte mich mit schrägem Kopf ein wenig vorwurfsvoll an, schmunzelte dann verständnisvoll, setzte sich in den warmen Sand und wartete geduldig. "Was für eine wundervolle Frau!", dachte ich mir insgeheim und konzentrierte mich wieder auf mein Motiv. Nach einer halben Stunde war ich fertig, sie stand auf, sah mir in die Augen und sagte lachend: "Als Strafe bekommst du heute keinen Mojito." Das kann ich verschmerzen, dachte ich mir, es gibt ja auch noch kühles Bier. Da wusste ich noch nicht, was wahrscheinlich sie zu dem Zeitpunkt schon wusste: dass mich mein Fehltritt einen schmalen 'güldenen' Ring als Mitbringsel kosten würde. Die Fazit der Geschichte: "Meine Damen, überlegt es euch gut einen Fotografen zu heiraten. Und, Fotografen, sucht euch die richtige Frau." Ich hatte Glück damit, wenngleich es auch hin und wieder ein wenig teuer ist.
Es war im vorigen Jahr, genauer gesagt Juli, August, als ich mehrere Wochen mit einem kleinen geländegängigen Fahrzeug in Afrika unterwegs war. Ich erarbeitete Foto- und Filmaufnahmen für den 2. Teil des geplanten Vierteilers. Die neue GLOBAL-VISION "Südland – 10.000 km durch die ältesten Wüsten der Erde bis zu den großen Tierparadiesen Afrikas" sollte Panoramen zeigen, wie sie so über Wüsten selten oder noch nie gemacht wurden. Natürlich kam ich dabei auch in die Dünen-Namib, die ja als die älteste Wüste unseres Planeten gilt. Ich hatte eine durchfrorene Nacht hinter mir. Es war ja afrikanischer Winter und der kann in der Wüste bitterkalt sein. Die Windschutzscheibe meines Wagens war um fünf Uhr morgens noch völlig vereist. Die feuchte Luft die zu dieser Winterszeit vom Atlantik hereinweht hatte auch die wenigen Pflanzen mit einer dünnen Schicht Raureif verziert. Der Weg in die Dünen-Namib führt über Camp Sesriem. Von dort zieht sich eine ca. 90 km lange Straße hinein bis zu den höchsten Sanddünen der Welt. Als ich diese Straße vor zwanzig Jahren zum ersten mal gefahren bin, musste ich noch eine sehr schlechte Schotterpiste mit vielen Schlaglöchern bezwingen, ein geeignetes Wüstenfahrzeug war unabdingbar. Touristen gab es damals kaum. Heute ist sie asphaltiert und zu einer breiten Straße ausgebaut geworden. Moderne klimatisierte Reisebusse bringen Touristen bequem zum Sossus-Vlei, einer großen Lehmsenke. Nur die letzten fünf Kilometer sind für sie unbezwingbar. Die müssen entweder zu Fuß oder mit Allradfahrzeugen zurückgelegt werden. Im Sommer bei über 40° C ist das nicht lustig, im Winter und Frühling hat es angenehme Temperaturen.
Noch bei völliger Dunkelheit fuhr ich los. Die Sonne lugte gerade über den Horizont, als ich die berühmte Düne 45 erreichte. Schräg einfallende Sonnenstrahlen teilten sie in das reizvolle Spiel von Licht und Schatten. Zwei Stunden später erreichte ich das Sossusvlei. Der ursprüngliche Plan war eigentlich gewesen von dort zu starten und die Dünen-Namib zu Fuß bis zum Atlantik zu überqueren – eine Strecke von ca. 90 Kilometern. Das wäre locker in vier bis fünf Tagen zu schaffen gewesen und ich hatte auch das Permit dafür. Für diese Expedition braucht man nämlich aus Sicherheitsgründen eine Bewilligung, die bei der namibischen Regierung zu beantragen ist. Außerdem liegen etwas südlicher die großen Diamantensperrgebiete. Nur es kam leider völlig anders. Mein Reisebegleiter hat aus familiären Gründen kurzfristig storniert und ich selbst musste mich vier Wochen vor Reiseantritt einer Leistenbruchoperation unterziehen. Alleine und gehandicapt wollte ich dieses Unternehmen nicht riskieren. Aber ich hatte nun mal das Permit und wollte es auf andere Weise nutzen. Ich wanderte weit in die Dünen-Namib hinein, suchte immer wieder das Bett des Tsauchab-Flusses und kletterte dabei auf die höchsten Dünen des Planeten. Auf dem Gipfel von "Big Daddy", die Namibier behaupten es wäre die höchste Sanddüne der Welt, entstand auch dieses Foto. Die 'Sandkiste' ist immerhin 399 Meter hoch. Voll beladen mit Sachtler-Stativ, DSLR-Ausrüstung und der Sony VG10 E-Videokamera marschierte ich los. 399 Meter – ist doch ein Klacks von einer halben Stunde. Nur war ich nach einer Stunde noch immer nicht oben. Meine Ausrüstung war viel zu schwer, ich ging zwei Schritte vorwärts und rutschte auf dem Sand einen wieder zurück. Und dann sagten mir auch noch 57 Jahre – Junge du bist auch nicht mehr der Jüngste! Na ja, nach eineinhalb Stunden hatte ich es letztendlich geschafft. Der Ausblick war einfach grandios. Ich drehte mich um die eigene Achse, bis zum Horizont reihte sich eine Sanddüne nach der anderen. Unterwegs habe ich das schwere Stativ verflucht, aber jetzt war ich froh es mitgeschleppt zu haben. Mit verschiedenen Brennweiten machte ich ein Panorama nach dem anderen. Es war einfach phantastisch. Stundenlang blieb ich "oben" bevor ich mich auf dem Rückweg zu meinem Lagerplatz machte. Das Absteigen war eine Angelegenheit von 10 Minuten. Man hüpft in den steilen Abhang und legt mit einem Schritt gut zehn Meter zurück. Eine Gaudi! Trotzdem war ich – unten angekommen - völlig erschöpft! Kurze Zeit später brach die Dunkelheit über die Wüste herein. Der Sternenhimmel war unvergleichlich, das Band der Milchstraße zog sich über das Firmament und hell leuchtete das 'Kreuz des Südens'. Auf dem Gaskocher machte ich mir eine Bohnensuppe, dazu eine Dose Windhoek-Lager. Solche Erlebnisse möchte ich um nichts in der Welt missen. Um zehn Uhr kroch ich in mein Zeit und fror mich wieder durch die Nacht, wie so oft um diese Jahreszeit in der Wüste.

Wir waren unterwegs auf der Panamericana. Tage schon ließen wir uns auf der endlosen Schotterstraße von Alaska kommend Richtung Vancouver durchschütteln. Die Fahrt mit dem Landrover war geprägt von Endlosigkeit, Einsamkeit und Eintönigkeit. Wälder, Wälder und nichts als Wälder. Diese Fahrt begann langsam an unseren Nerven zu zerren. Irgendwann ging uns – meinem Reisebegleiter Peter und mir – der Gesprächsstoff aus. Schweigend saßen wir nebeneinander und brausten geradeaus. Über jede Kurve, jede Erhöhung von der wir einen Überblick über die Wälder hatten, haben wir uns gefreut, brachten sie doch etwas Abwechslung in die Langeweile. Dazu kam die ständige Angst, irgendetwas am Wagen könnte brechen und einen Stopp am Straßenrand erzwingen. Es würde Tage dauern bis ein Mechanikerwagen kommt, das Auto repariert oder abschleppt. Ich weiß nicht mehr ganz genau - war es der dritte oder vierte Tag - da sahen wir in der Ferne die ersten Gipfel der Rocky Mountains. Wir hofften, dass wir sie vor Sonnenuntergang noch erreichen konnten. Doch – die Berge wollten einfach nicht näher rücken. Es dämmerte schon, als wir die ersten Felskämme passierten. Die Wolkendecke war durchbrochen, die Sonne stand schon tief, schickte die letzten Strahlen des scheidenden Tages hindurch und badete die Berge in ein goldfarbenes Licht. Alle Paar Kilometer zwangen uns zauberhafte Motive zu stoppen und zu fotografieren. Klick, Klick, Klick! Die Stimmung war fantastisch! Wir wussten gar nicht wo wir als erstes hinhalten sollten. Irgendwann war es stockdunkel und wir hatten immer noch kein Nachtlager. Also fuhren wir weiter in der Hoffnung einen Zeltplatz zu finden, der einigermaßen sicher war vor Schwarzbären, denn die gab es hier ohne Zweifel. Dann hatten wir eine Stelle gleich neben der Straße gefunden. Das Auto zwischen Zelt und Strasse geparkt hofften wir, unliebsame Gäste (Bären) fernhalten zu können. Hundemüde krochen wir in die Schlafsäcke und waren kurze Zeit später eingeschlafen. Um drei Uhr wachte ich auf, weil ich glaubte ein Zittern des Bodens zu verspüren. Das Zittern wurde stärker, ging über in ein zuerst schwaches, aber dann immer stärker werdendes Vibrieren. Peter war ebenfalls aufgewacht. Nun, so massige Bären gab es wahrlich keine. Ein Erdbeben? Unmöglich war es nicht. Diese Gegend lag auf einer tektonischen Bruchlinie. Wir krochen aus dem Zelt. In der Ferne war ein Licht und ein immer lauter werdender Lärm zu vernehmen. Das Licht kam schnell näher und teilte sich auf – von eins auf drei. Und dann war sie auch schon heran. Eine mächtige Diesellock mit Dutzenden Wagons. Fünf Meter daneben hatten wir unser Zelt aufgebaut. In der Dunkelheit konnten wir die Schienen nicht ausmachen. Unglaublich welche Vibrationen, ja fast schon ein leichtes Erdbeben und welchen Lärm der schwer beladene Güterzug in unmittelbarer Nähe auslöste. Jetzt wusste ich auch, warum die Indianer schon von weitem Reiter ausmachen konnten, wenn sie ihre Ohren auf den Boden drückten. Es sind diese kleinen Erlebnisse, die man oft nie mehr vergisst und noch Jahre später ein Schmunzeln bei einem selbst auslösen.
Im Juni 2011 war ich in den weiten Wäldern Finnlands unterwegs um für meine GLOBAL-VISION "Nordland – 12.000 km durch Schweden, Finnland, Norwegen und Island" Foto- und Filmmaterial zu erarbeiten. Den Monat Juni wählte ich – obwohl nicht die wärmste Jahreszeit in Finnland – deswegen, weil da die Gelsen noch nicht geschlüpft waren. Im August ist eine Finnlandreise mit dem Zelt, eben wegen dieser Plagegeister, eher unangenehm. Im Juni aber, war davon noch nicht viel zu spüren. Nach längerer Zeit in der Wildnis, in denen ich Elche und andere typisch tierische Vertreter des Nordens nachstellte, musste ich immer wieder in Dörfer und Städte zurück, um einerseits Lebensmittel und andere Utensilien einzukaufen, aber auch um besondere fotografische Leckerbissen abzulichten. Dazu gehörte auch die Burg 'Olavinlinna' in Savonlinna. Nicht selten nutzte ich die Nacht um zu fotografieren. Das mag sich nun verwegen anhören, war es aber überhaupt nicht. Im Gegenteil! In diesen Breiten geht die Sonne im Sommer nicht unter. Es ist 24 Stunden hell. Die tief stehende Sonne spendet warmes goldfarbenes Licht, die Touristen liegen in ihren warmen Hotelbetten und für mich herrschte Ruhe und Einsamkeit. Wunderbare Voraussetzungen um seiner Passion nachzugehen. Keine Touristen die immer wieder ins Bild laufen, keine lärmenden Kinder und kein Baustellenlärm, welche die Tonaufnahmen einer Videosequenz versauen.
1475 wurde die Wasserburg von den Schweden erbaut. Nach 1809 hatte sie als militärisches Bollwerk ausgedient und wurde anderweitig genutzt. So war unter anderem auch das Staatsgefängnis hinter den Mauern untergebracht. Nach mehreren Bränden schien das Schicksal der Burg besiegelt, sie drohte zu verfallen. Schließlich wurde sie mit großem finanziellen Aufwand restauriert. Wie früher erhebt sie sich nun die Bastion mit ihren drei markanten Rundtürmen auf einer kleinen Granitinsel mitten im See. Heute beherbergt der einstige Herrensitz mehrere Museen, darunter auch ein orthodoxes mit Ikonen und sakralen Gegenständen.
Es war im Jänner vor ein paar Jahren - ich war in einem Palast-Hotel in Jaipur einquartiert – und hatte meine Fotoarbeiten von der Stadt für meine GLOBAL-VISION "Indien – Rajasthan, im Reich der Maharajas" gerade abgeschlossen. Nicht dass ich ein verwöhnter Reisejournalist bin, der es gewohnt ist, nur in First-Class-Hotels zu übernachten. Am liebsten bin ich immer noch mit dem Zelt unterwegs, welches dann für mehrere Wochen mein Zuhause ist. Aber in Indien mit dem Zelt zu reisen, ist so eine Sache, genauso wie das Autofahren. Beides kann lebensgefährlich sein, und lebensmüde bin ich wahrlich nicht. Die Preise für indische Palast-Hotels waren damals relativ günstig, und so gönnte ich mir in großen Städten wie Jaipur hin und wieder das Vergnügen. Außerdem ergab sich auch noch ein anderer Vorteil. So manches Palast-Hotel ist noch in privater Hand eines echten Maharaja. Um die Erhaltungskosten für das Gebäude hereinzubekommen, werden viele Paläste als Hotels geführt. In zwei der Nobelunterkünfte, durfte ich den Maharaja persönlich kennen lernen. Das hatte für mich den Vorteil, historische Räume des Schlosses sehen und fotografieren zu dürfen, wo man normalerweise nicht hinkommt. Und genau darauf kam es mir an. Nächsten Tag ging meine Fahrt zur in der Nähe gelegenen Festung Amber - ein monumentales Bauwerk aus der Zeit der Moguln. Auf dieser Fahrt passiert man an einen kleinen See. Darin befindet sich das wunderschöne Wasserschloss 'Jal Mahal'. Die Sonne stand viel zu hoch, dass Licht war knochenhart, die Luft flimmerte in der Hitze – keine idealen Bedingungen zum Fotografieren. Auf dem Rückweg von Amber hielt ich am Ufer dieses Sees und betrachtete das Schloss und die Umgebung lange und gründlich. Dabei entstand in meinem Kopf ein Bild, das ich unbedingt realisieren wollte. Mein Blick war Richtung westen gerichtet, also müsste die Sonne eigentlich hinter dem Schloss untergehen. Ich baute mein Gitzo-Stativ auf und setzte die Rolleiflex auf den Stativkopf. Jetzt hieß es warten. Nach ein paar Stunden hing die Sonne genau dort am Himmel wo ich sie haben wollte. Für ein Panorama brauchte ich vier 6x6 Dias, mit einer Überlappungszone von ca. 30%. Eingescannt würden sie dann zu einem 1:3 Panorama 'gesticht' werden. Um die Dramatik zu steigern, setzte ich ein Tabak-Verlaufsfilter von Cokin vor die 150 mm Zeiss-Optik. Mein Ziel war, dass die Verwendung eines Verlaufsfilters nicht auf den ersten Blick sichtbar sein dürfe. Das war äußerst schwierig zu 'handeln'. Normalerweise ist die Spiegelung auf einem Bild dunkler als das 'Original'. Durch die Verwendung des Verlauffilters würde die obere Bildhälfte abgedunkelt werden, während die untere heller wäre. Das würde auf jeden Fall unnatürlich aussehen. Wie konnte ich das verhindern? Nach einiger Überlegung kam mir die Idee. Jedes der vier Teilbilder braucht eine Doppelbelichtung. Eine Belichtung mit aufgesetzten Filter oben, dann das Filter um 180° drehen, etwas nach unten verschieben, damit das Schloss selbst von der Einfärbung nicht so betroffen ist, und ein zweites mal auslösen. Das ganze natürlich x4. Die Belichtung habe ich mit einem Minolta Auto-Meter IV gemessen und die Abdunklung des Filters in Gedanken dazugerechnet. Ganz ehrlich! Bei einer Aufnahme blieb es natürlich nicht. Ich verbrauchte nicht weniger als drei Filme zu je 12 Aufnahmen. Ein erheblicher Aufwand, aber das Ergebnis lohnte sich. Zufrieden fuhr ich in mein Maharaja-Hotel zurück. Als kleiner Bub hätte ich gesagt: "Wenn ich einmal groß bin, kaufe ich mir auch so ein Schloss!"