Der letzte Sommer war ja alles andere als erquicklich. Es gab eindeutig mehr Regen als Sonnenschein. Irgendwann im August, es hatte eine Woche lang ununterbrochen geregnet oder der Himmel war mit dunklen Regenwolken verhangen, sagten die Meteorologen für den nächsten Tag ein paar Sonnenscheinstunden voraus. Dieses Schönwetterfenster wollte ich für eine Fotowanderung nutzen. Nun, der Sonnenschein blieb zwar aus, aber wenigstens regnete es nicht. Die Bewölkung war nur dünn, das ergab viel Licht ohne tiefe Schatten und ausgefressene Lichter. Aus Erfahrung wusste ich – das ist ideales Wetter zum fotografieren von Wasserfällen. In meiner Umgebung gibt es zwar einige Wasserfälle, die sind aber wenig spektakulär. Da fiel mir ein, dass ich vor vielen Jahren einmal den Gollinger Wasserfall besucht hatte. Die Entfernung zu ihm hielt sich in Grenzen, in eineinhalb Stunden konnte ich dort sein. Die Fahrt ging über Gosau, den Pass Gschütt, Rußbach und Abtenau nach Golling. Eine wildromantische Route! Wer sie noch nie gefahren ist, hat wirklich etwas versäumt. Von Golling geht es dann auf verwinkelten Strassen bis zu einer kleinen Hütte. Dort bezahlt man einen geringen Obolus, der zur Erhaltung der Wege und der alten Schwarzbachmühle Verwendung findet. Ich konnte also auf meinem Fototrip gleich zwei lohnenswerte Ziele ablichten - die alte Mühle und den Wasserfall. Schon nach wenigen Metern konnte ich die antike Mühle sehen, tiefer unten im Graben rauschte der Schwarzbach. Wegen der ausgiebigen Regenfälle der letzten Tage war er mächtig angeschwollen. Es ergäbe sich ein romantisches Bild ... würde der Mühle nicht das Wasserrad fehlen. Ich ging zurück zur Hütte und fragte was den passiert sei. Die Auskunft: "Das Rad ist bei der Reparatur. Das Holz sei schon sehr angegriffen gewesen und müsste ersetzt werden." Eine Mühle ohne Mühlrad zu fotografieren macht keinen Sinn. Na ja, blieb noch immer der Wasserfall. Auch der war mächtiger als sonst. Bevor es ans Fotografieren ging, suchte ich nach mehreren Standpunkten und Perspektiven. Die reizvollste – fand ich – war mitten im Bach. Da lagen ein paar Steine im Wasser, ich nutzte sie als Steg um an einen Holzstamm zu kommen. Dort angelangt baute ich mein Stativ auf, setzte das Zeiss 2,8/24-70 mm an das Bajonett der Sony und fotografierte zuerst verschiede Blenden-/Verschlusszeitenkombinationen, die ich am hoch auflösenden Display begutachtete und mir merkte. Zu kurze Verschlusszeiten würden den Wasserfall einfrieren, das sah gar nicht gut aus. Zu lange Belichtungszeiten ließen ihn wiederum verschmiert aussehen – sozusagen eine weiße Milchsuppe die sich den Felsen hinunterstürzte. Schließlich wählte ich folgende Kombination: Blende 22 bei 1/10 Sekunde. Die ergab genau den gewünschten Effekt. Der Wasserfall war in seiner Struktur noch erkennbar, stellte aber gleichzeitig eine fließende Bewegung dar. Um eine ausgewogene Belichtung zu erhalten, gab ich eine halbe Blende dazu (= eine halbe Blende Überbelichtung). Das Resultat war ein größerer Spielraum. D.h. der helle Wasserfall konnte den Belichtungsmesser nicht täuschen und die umgebende Landschaft zu dunkel abbilden. Die Bäume, die Sträucher, der Weg wurden richtig belichtet, während der Wasserfall etwas zu hell kam. Aber das machte nichts. Bei der Nachbearbeitung konnte ich in den Lichtern die Helligkeit wieder um diese halbe Blende zurücknehmen. Das Bild würde dann wirklich gut aussehen. Woher ich dieses Wissen habe? Nun es sind Erfahrungswerte die ich über viele Jahre zusammengetragen hatte. Früher – auch hin und wieder noch heute – fotografierte ich im 6x6 und 6x12 cm Mittelformat. Jeder "Schuss" kostete über einen Euro. Da lernt man genau zu arbeiten um so wenig wie möglich Ausschuss zu produzieren. Heute kommt mir das auch in der Digitalfotografie zu Gute. Viele Digitalfotografen-Neulinge neigen dazu, einfach abzudrücken, zu Hause am Computer werden sie es dann schon richten, und das ist ... grundlegend falsch. Am Computer (früher Dunkelkammer) kann man das Bild durch verschiedene Schritte höchstens optimieren, aber kaum retten. Was am Sensor nicht war, kann auch der PC nicht dazuzaubern. Wo keine Zeichnung mehr ist, vermag auch der Rechner keine zu erkennen. Man kann zwar schummeln, aber das Bild wird nicht harmonisch wirken, es wird nie gut sein. Darum gilt für Neuanfänger: Will man ein guter Fotograf werden, gilt es von ganz unten anzufangen. Die Gesetze des Bildaufbaues lernen, den Zusammenhang von Zeit, Blende und Brennweite verstehen, das Motiv sehen und es erfühlen, die Perspektive richtig einschätzen, das Licht erkennen. Wie in vielen Dingen bedarf es dazu das Lernen und der Erfahrung – über Jahre hinweg. Quereinsteiger, die mit der Kamera herumballern, werden nie gute Fotografen werden. Das soll niemanden entmutigen, sondern anspornen! Fotografie ist eine Herausforderung die zwar gemeistert werden will, die aber auch viel Freude bereitet, selbst dann, wenn man nur herumballert.
P.S.: Nebenbei sei noch erwähnt, dass ich mitten im Bach auf einem Stein ausrutsche und mit dem Hosenboden im Wasser lande. Ja, auch das Gehen will erlernt sein.
Immer wenn ich mir dieses Panorama anschaue, erinnere ich mich an eine wunderbare Zeit in den unendlichen Weiten Lapplands. Dieser See mit der Blockhütte am Ufer liegt weitab jeglicher Zivilisation. Ich war bereits seit ein paar Wochen für meine Produktion NORDLAND unterwegs und zeigte schon leichte Ermüdungserscheinungen. Schließlich blieb ich einige Tage in einem Sommerlager bei den Samen, weil ich deren Lebensweise in meiner GLOBAL-VISION mitdokumentieren wollte. Oftmals betonte ich, wie imposant ich die weiten Wälder und die einsamen Seen fände und wie wohltuend die Ruhe für einen zivilisationsgeplagten Mitteleuropäer sei. Da boten sie mir an, für ein paar Tage in einer Blockhütte bleiben zu dürfen, die sich etwa drei Bootsstunden von ihrem Lager entfernt, am Ufer eines Sees läge. Dort könne ich Biber, Rentiere und Füchse fotografieren. Ich müsse nur vorsichtig sein und mich vor Bären in acht nehmen. Die Chance einen zu treffen sei zwar sehr gering, aber nicht unmöglich. Dieses Angebot war natürlich einmalig. So fuhr ich in das nächste Dorf und deckte mich mit Nahrungsmitteln ein. Anschießend brachten mich die Samen in einem Boot zur Hütte. In vier Tagen wollten sie mich wieder abholen. Schnell richtete ich mich in der Hütte ein. Das Interieur war einfach aber gemütlich. Feuerholz gab es in der Umgebung genügend, an Wasser mangelte es auch nicht. Fotograf was willst du mehr! Dann machte ich mich auf die Fotopirsch. Rentiere sah ich die ganzen vier Tage keine. Macht nichts, die hatte ich ja genügend bei den Samen gefilmt. Außer ein paar Biber bekam ich während meines Aufenthaltes nichts vor die Linse. Fotografisch gesehen war alles ein Flop. Aber die Erfahrung der absoluten Einsamkeit, der Unerreichbarkeit der Zivilisation, völlig auf sich alleine gestellt zu sein, war einmalig. Plötzlich bekam der Begriff Eigenverantwortung die Bedeutung einer völlig anderen Dimension. Du hast Familie zu Hause, du musst aufpassen, was du tust und zwar bei jedem Schritt. Wenn du dich verletzt, ist für die nächsten vier Tage niemand da der helfen kann. Es gibt Bären in dieser Gegend. Also halte dich genau an die Vorschriften. Keine Nahrungsmittel im Freien, keinen Abfall in einem Behälter vor der Tür deponieren. Du hast niemand mit dem du dich unterhalten kann, der die Schönheit der Natur mit dir teilt. Du sitzt am Abend draußen vor der Tür und trinkst dein Bier alleine. Vier Tage werden dann gefühlsmäßig schnell zu einer Woche oder mehr. Trotzdem, ich habe die Zeit genossen. Die Tage waren warm, die Nächte hell und weil ich im Juni unterwegs war, gab es kaum Mücken. Wie gesagt, eine Zeit, an die ich gerne zurückdenke, wenn ich dieses Panorama betrachte.
Wer würde wohl auf die Idee kommen Norwegen im Winter zu bereisen? Wahrscheinlich nicht sehr viele! Wenn ich dann frage "warum nicht?", fällt zumeist immer dieselbe Antwort: "Viel zu kalt!" Und das ist grundlegend falsch! Klar, wem das winterliche Österreich schon plagt, der hat im winterlichen Norwegen nichts zu suchen. Aber Norwegen im Februar oder März ist keinesfalls kälter als Österreich in denselben Monaten. Der Grund dafür liegt im Golfstrom. Die Meeresströmung die von der Antarktis kommt, heizt sich auf seinem Weg durch die tropischen Breitengrade auf, macht vor der Küste von Florida einen Knick und zieht weiter Richtung Nordeuropa. Dabei verliert das Wasser zwar an Wärme, die reicht aber immer noch aus, um die Küsten Skandinaviens eisfrei und die Temperaturen milde zu halten. Schneestürme gibt es hier wie dort, das Wetter in Norwegens Winter ist aber beständiger als im Sommer und auch beständiger als bei uns. Wir sind der Wetterküche Islands unterworfen, die Tiefs die von dort kommen ziehen an Norwegen vorbei und während es hier stürmt, scheint in Tromsoe die Sonne. Und die Polarnacht? Die dauert in Kirkenes, einem der nördlichsten Orte von Kontinentaleuropa gerade mal von Mitte November bis Mitte Jänner. Schon im März sind dort die Tage wesentlich länger als bei uns. Und fotografisch gesehen ist diese Zeit – wie würden wohl die Jungen unter uns sagen – 'geil!'. Die Sonne steht selbst zur Mittagszeit tief, der Einfallswinkel des Lichtes ist sehr flach (so wie auch auf dem Panorama zu sehen) und ich komme selbst zu dieser, bei uns Fotografen verpönten Tageszeit, zu guten Stimmungsbildern. Aber das bedeutet auch unter Umständen Stress. Herrscht bei diesem Fjord noch wolkenloser Himmel vor, kann die Lichtstimmung ein paar Kilometer beim nächsten ganz anders sein. Dort hängen dann Wolkenbänke, durch welche die Sonne blinzelt die Berghänge herunter oder Nebelschwaden ziehen über das Wasser und machen die Landschaft mystisch. Von früh morgens bis spät abends klickt der Kameraverschluss - manchmal sogar um Mitternacht, wenn ein Nordlicht das Firmament ziert.
Alljährlich ziehen die Lofotenfischer in den Monaten März und April mit ihren Booten hinaus aufs Meer um den begehrten Kabeljau zu fangen. Vor Beginn der Saison treffen sich die Männer und Frauen in der großen Lofoten-Kathedrale in Kabelvåg um für einen reichen Fang und die sichere Heimkehr zu beten. Ich war gerade für meine Produktion "NORDLAND – 12.000 km durch Schweden, Finnland, Norwegen und Island" unterwegs. Eigentlich wollte ich ja das Thema bei einer großen Reise fotografisch abarbeiten. Doch das Wetter machte mir einen Strich durch die Rechnung. Kurz vor dem Nordkap wurde für die nächsten 14 Tage absolutes Sauwetter prognostiziert. Also flog ich, abwechselnd schimpfend, fluchend und jammernd, nach Island. Aber was mich damals frustrierte, sollte sich als wahrer Segen herausstellen. Im darauffolgenden Sommer kam mir die Idee, 'ich fahre im Winter zum Nordkap', was ich auch tat.
Bei diesem Lofotenpanorama hatte ich wie so oft einen Traumtag erwischt. Die Stimmung war perfekt, ich brauchte eigentlich nur mehr das Stativ aufstellen und abdrücken.
Es ist schon beinahe zwanzig Jahre her, dass ich das erste mal die Westfjorde besuchte. In meinen Augen betrachtet, ist dieses Gebiet anders als die übrigen Landesteile Islands. Die Landschaft ist lieblicher – weite Teile, gerade auf Snæfellsness, werden geziert von bunten Blumenwiesen – die Küstenabschnitte sind höher und schroffer, die Fjorde ungleich länger als im Osten und der Vulkanismus ist nicht so ausgeprägt wie im Norden der Feuerinsel. Es gibt im Westen eigentlich nur einen Vulkan, aber dafür den Schönsten, den einzigen Schichtvulkan Islands, den 'Snæfell'. Von Sagen und Mythen umwoben, Heimat zahlreicher Elfen und Trolle, hatte schon Jules Verne diesen herrlichen, mit einem kleinen Gletscher bedeckten Feuerberg für seinen klassischen Science-Fiction-Roman "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" auserkoren. Als Jugendlicher habe ich diese Lektüre nicht nur einmal gelesen. Damals, vor beinahe fünfzig Jahren, habe ich mich mit dem dicken Schmöker in der Hand, auf den Dachboden meines Elternhauses verkrochen und für ein paar Stunden war dann von 'Karli' nichts mehr zu hören und zu sehen. Sogar die Hausaufgaben hatten gefälligst zu warten. Ein halbes Leben später, stand ich dann tatsächlich vor dem Berg, auf dem die geheimnisvolle und abenteuerliche Reise begann. In der kleinen Ortschaft Arnarstapi, am Fuße des Snæfell, liegt wohl der schönste Campingplatz der Halbinsel. Die Küstenlandschaft ist hier so abwechslungsreich, so schroff und fotogen wie kaum woanders auf Island. Gewaltige Löcher im Felsboden ziehen sich dutzende Meter in die Tiefe. Unten am Boden tost das Meer und an der Wand nisten Möwen und Trottellumen. Kleine Küstenseeschwalben tanzen in der Luft und bewachen ihr Gelege, sich auf alles stürzend, das ihnen zu nahe kommt. Die Sonne neigt sich bereits dem Horizont entgegen, ihre Strahlen streifen den Gletscher des Snæfell und legen einen Hauch von Rosa auf sein ansonsten strahlend weißes Kleid. Dann sehe ich den Steinbogen, umschwirrt von Möwen. Alles ist so friedlich, nur eine leichte Brise und die letzten Sonnenstrahlen brickeln auf der Haut, ja selbst der ansonsten wilde Nordatlantik leckt nur unbeherzt und lustlos mit sanften Wellen am kargen Felsen. Keine Touristen, kein entzücktes 'wonderful', 'how nice' oder 'lovely', dafür das Gekreische der Seevögel und das Rauschen des Meeres. Ich klettere den felsigen Abhang hinunter, positioniere mein Gitzo-Stativ und montiere die Noblex Panoramakamera darauf. Keine Automatik jeglicher Art behindert das bewusste Fotografieren. Blende, Zeit, Entfernung, Shift, alles muss manuell justiert werden. Ein Minolta Autometer III gibt mir Belichtungssicherheit, denn auch dieser Automat fehlt der Kamera. Welches Fotografiervergnügen! Dieses Ding können nur waschechte Fotografen bedienen, keine Knipser, keine iphonisten, keine Galaxy-Reisenden und schon gar keine Selbstdarsteller in irgendwelchen Fotocolumnen im Internet. Das ist pures Handwerkszeug. Alles ist eingestellt, was zugegebenermaßen ein Weilchen dauert, ich drücke auf den Knopf, die Trommel beginnt sich zu bewegen und scannt diese wunderbare Landschaft ab. Da wird nix in Pixel umgewandelt, nein .... das Tessar malt das Motiv auf den 120er Dia-Film. Erst in ein paar Wochen wird sich herausstellen, ob ich gut gearbeitet habe, nämlich dann, wenn der Film von der Entwicklung zurückkommt. Das ist wie beim Instrumentenbau. Es gibt Roboter, die spucken alle paar Minuten ein fertige Gitarre aus, so wie die Knipsmaschinen diverse Bildchen eben. Und dann gibt es jene(n) Mann/Frau, der/die schneidet, schleift, schnitzt, formt, passt immer wieder die Teile zusammen. Erst wenn das gute Stück zusammengebaut ist, stellt sich heraus ob es klingt. Hat er/sie gut gearbeitet, wird es jedem Roboterausgeworfenen überlegen sein; in Form, Klang und Wertigkeit. Man wird es mit einem anderen Gefühl zur Hand nehmen und darauf spielen .... wenn man es kann!! Genauso verhält es sich mit der Fotografie. Immer wieder lege ich meine großformatigen Dias auf den Leuchttisch und sehe sie an. Manchmal sage ich mir: "Mann, bist du gut!", manchmal aber auch "Mann, was ist das für Schrott" und das Bild landet selbst nach zwanzig Jahren im Papierkorb. Was weiß ich, warum ich es überhaupt aufbewahrt hatte. Ich bin völlig überzeugt: wirklich gute Bilder auf Diamaterial werden im Wert steigen, weil sie EINMALIG sind und auch bleiben.
Mitte Mai, Tatort Plitvicer Seen und .... es schüttet was runtergeht. Frustriert warte ich, dass es zumindest aufhört zu regnen, an einen Sonnenstrahl wage ich gar nicht zu denken. Meinen Mercedes Vito habe ich zum Schlafmobil umgewandelt (Wohnmobil wäre reichlich übertrieben). Jetzt sitze ich im Fahrzeug, und zappe auf meinen Laptop in irgendwelchen blödsinnigen Internetseiten herum, anstatt draußen ein schönes Foto nach dem anderen zu schießen. Ein weiser Lichtbildner soll einmal gesagt haben: "Der Erfolg des Fotografen ist in Geduld gefasst!". So ein Blödsinn, sage ich mir: "Der Erfolg des Fotografen ist auf den Auslöser zu drücken!" Eigentlich sollte ich es besser wissen, aber die Enttäuschung ist zu groß. Den zweiten Tag ist das Wetter nicht besser. Dreimal bin ich schon pitschnass geworden, dabei war der Weg vom Auto bis zum 'Häusl' gerademal geschätzte 80 Meter. Lustlos ziehe ich mir einen YouTube-Film nach den anderen rein – meistens Natur-Dokus mit schönen Motiven – das macht den Frust nicht kleiner. Am Abend hört es auf zu regnen. Zum Fotografieren war es schon zu spät, kein Licht mehr. Aber morgen! Morgen werde ich´s meinem Kamerasensor zeigen. Morgen gibt es jede Menge Überstunden. Mit einem zufriedenen Lächeln schlafe ich ein paar Stunden später ein.
Drei Uhr morgens: ein mächtiger Donnerschlag lässt mich hochfahren. Verwirrt und verschlafen blinzle ich durch die Lider und nehme gerade noch das Flackern eines mächtigen Blitzes wahr. Zwei Sekunden darauf der nächste Knall und wiederum zwei Minuten später, trommelt ein Wolkenbruch auf das Autodach. Blitz und Donner gehen beinahe unter im Lärm des Gewitterregens. "Nein", sage ich mir, "warum gerade fotografieren, warum kann ich nicht Briefmarken sammeln oder Minigolf spielen oder Flugzeugmodelle basteln. Da müsste ich mich nicht so ärgern und bräuchte auch nicht ein einem blöden Auto schlafen." Schlafen konnte ich bis zum Morgengrauen nicht mehr, dafür ließ der Regen nach. Ich schnappe Stativ, Kamera, Goretex-Jacke, schlüpfe in festes Schuhwerk und ziehe los. Noch auf dem Weg zu den Wasserfällen hört es gänzlich auf zu regnen. Das schlechte Wetter hatte auch seine guten Seiten. Es waren kaum Touristen unterwegs. Jetzt konnte ich´s dem Sensor meiner Kamera wirklich zeigen und Überstunden machen. Ein Pixelbild nach dem anderen füllte meine Speicherkarte, darunter natürlich auch etliche Panoramen. Es ist halt doch etwas dran an: "Der Erfolg des Fotografen ist in Geduld gefasst!"
Im heurigen Sommer war ich fotografisch schon sehr viel unterwegs. Im Juni streifte ich durch Schottland um für meine neue GLOBAL-VISION "Abenteuer Norden – sommerliches Schottland, herbstliches Irland, winterliches Island" Bild- und Videomaterial zu erarbeiten. Eine Woche später startete ich für Kneissltouristik die Tour "Island – Kjölur Hochland, Westfjorde" als fotografischer Reiseleiter. Mit von der Partie war ein Dutzend Amateurfotografen, allesamt motiviert, begabt und engagiert. Es macht schon Riesenspaß, unter Gleichgesinnten auf fotografische Entdeckungsreise und damit verbunden auf Motivsuche zu gehen. Das Wetter war uns für isländische Verhältnisse wohl gesonnen. Ein bisserl kalt war´s halt und ein wenig windig. Eher ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Aber wenn stört´s, wenn man dafür traumhafte Natur geboten bekommt und wunderbare Motive. Eine Woche später reisten meine Gäste sichtlich zufrieden nach Hause, dafür kam mein Sohn nach Island. Gemeinsam wollten wir mit dem Zelt rund um die Feuerinsel ziehen. Ich freute mich wahnsinnig darauf. Vater und Sohn auf gemeinsamer Abenteuerfahrt – das hatte doch was. Eigentlich drangsaliert er mich schon seit Jahren. Aber ich sagte immer: "Sascha, du bist noch zu jung. Warte drei Jahre, dann zeige ich dir Island und erzähle dir alles über das Land was ich weiß. Und das ist eine ganze Menge". Nun die drei Jahre waren um und ich musste (durfte) mein Versprechen einlösen. Es war eine fantastische Zeit, die wir beide genossen haben. Sogar das Zelten! Ich sechzig er fünfzehn! Er hüpfte morgens aus dem Zelt, ich kroch mit Kreuzschmerzen aus der Stoffbehausung. Aber was soll´s – man ist nur einmal jung, auch mit fast sechzig und wenn man einem Lied glauben darf, "auch kein bisschen weiser!". Die Aufnahme des Skógafoss an der Südküste machte ich mit der Sony Alpha 900 und dem Objektiv 4,5-5,6/70-300 mm G SSM. Durch die Telebrennweite (ca. 200 mm) wurde die Perspektive verdichtet. Die Entfernung vom Aufnahmestandort zum Wasserfall wirkt dadurch wesentlich kürzer als sie tatsächlich ist. Als Vordergrund nahm ich ein Feld von Alaska-Lupinen. Noch vor ein paar Jahren suchte man die Pflanze in dieser Masse vergeblich auf Island. Mir wurde erklärt, dass sie angepflanzt worden sind, damit sie eine natürlich Humusschicht bilden. Auf dieser Grundlage würden dann später Bäume angepflanzt werden. Nur irgendwie dürfte das Ganze ein wenig außer Kontrolle geraten sein. So weitläufige Lupinenfelder habe ich auf der Feuerinsel noch nie gesehen. Ganze Berghänge sind voll bewachsen damit. Nun ja, die Isländer werden schon wissen was sie tun. Irgendwie passen sie auch zur Insel. Trotzdem bleibt die Gefahr, dass sie heimische Pflanzen verdrängen und das wäre fatal. Auch Sascha fotografierte fleißig. Ich gab ihm meine alte Minolta Dynax 7 D mit zwei Zoom-Objektiven 24-70 und 75-210 (KB äquivalent). Nur die Bilder die er geschossen hat, hat er sich bis heute noch nicht angesehen. Na ja, es braucht halt doch noch ein wenig Zeit.
"Abenteuer Norden – sommerliches Schottland, herbstliches Irland, winterliches Island“ so wird meine neue GLOBAL-VISION heißen und ich arbeite bereits fleißig daran. Im Juni bin ich dafür nach Schottland gereist um Bild- und Videomaterial aufzunehmen. Assistiert hat mir dabei meine Frau. Normalerweise bin ich es gewohnt alleine zu planen, zu reisen und zu fotografieren. Das bedeutet auch, sich oftmals einsam zu fühlen, wenn man wochenlang unterwegs ist und keinen Ansprechpartner hat. Diesmal war es anders! Angenehm anders! Tagsüber gingen wir eifrig unserem Job nach, bannten das notwendige Material auf die Speicherkarte, den Abend musste ich aber nicht wie üblich alleine im Hotelzimmer verbringen. Wir besuchten Pubs, haben ein kühles Glas Guinness genossen, plauderten mit den Einheimischen, konnten so Kontakte knüpfen, die sich wiederum in gute Bilder niedergeschlagen haben. Außerdem war mir Doris beim Fotografieren in den Städten eine große Hilfe. Sie hat Leute angesprochen, die sich dann gerne von mir porträtieren ließen. Wie sie das machte? Mit einem Trick, der eigentlich hätte mir einfallen sollen. „Du hattest doch früher immer eine Sofortbildkamera dabei. Mit den Bildern hast du die abgelichteten Personen beschenkt. Daran hatten sie Freude und du auch, weil du gute Porträts gekriegt hast. Dasselbe kannst du doch mit deiner neuen Kamera machen! Die hat WLAN und Bluetooth. Du fotografierst sie und schickst die Bilder drahtlos an ihr Handy. Das ist doch ein Win-Win-Geschäft. Du hast gute Porträts und sie bekommen meisterliche Bilder!“ Was soll ich sagen, der Trick hat funktioniert. Vor der Reise habe ich mir nämlich zu meiner großen Spiegelreflexkamera noch eine kleine Systemkamera dazugekauft – die Sony Alpha 6000. Sie ist klein, leicht, erlaubt den Objektivwechsel, hat eine hervorragende Bildqualität und kann drahtlos Bilder übermitteln.
Bei der Landschafts- und Architekturfotografie war ich dafür auf mich alleine gestellt. Nur ich konnten die Perspektive, den Standpunkt, die Brennweitenwahl, die Bildidee umsetzen – so auch beim berühmten Dunnottar-Castle. Die Ruine an der Ostküste Schottlands gehört sicherlich zu den romantischsten und eindrucksvollsten im ganzen Land. Franco Zeffirelli nutzte Dunnottar Castle als Filmkulisse für seinen Hamlet-Film mit Mel Gibson und Glenn Close in den Hauptrollen. In äußerst spektakulärer Lage über dem Meer ist die Burg durch einen tiefen Spalt von den Klippen getrennt. Der mächtige Bau stammt von 1575 und machte Dunnottar fast uneinnehmbar, sodass hier während etlicher Schlachten die schottischen Kronjuwelen untergebracht waren.
Für die Aufnahme verwendete ich das Sony Carl Zeiss 2,8/24-70 SSM an der Alpha 900. Die erste Aufnahmeserie machte ich mit Polfilter - dadurch wurden die Wolken verstärkt - die zweite Serie mit Grauverlauf- und Farbverlaufsfilter. Die Blende öffnete ich vollkommen, d.h. Blende 2,8. Damit stellte ich sicher, dass die Verläufe der Filter nicht hart, sondern schön weich kamen. Zu Hause am Computer begann dann im Photoshop das Experimentieren. Ich wollte die Bilder keinesfalls verfremden, sondern lediglich optimieren. Dazu legte ich die Aufnahmen in zwei Ebenen übereinander und verstellte die Belichtung, die Gradation und die Dichte so lange bis alles passte. Jetzt führte ich beide Ebenen zusammen, schärfte das Bild nach und – fertig!
Mai 2005. Die Sonne scheint angenehm warm vom Frühlingshimmel und taucht die Toskana in ein weiches goldfarbenes Licht. Schon seit Stunden warte ich im kleinen mittelalterlichen Städtchen Volterra auf beste fotografische Bedingungen. Tags zuvor wurden bei einem Streifzug ohne Kamera verschiedene Standpunkte ausgekundschaftet, von denen ich nun Panoramen aufnehmen will, darunter auch jene an der Stadtmauer, mit prächtiger Aussicht auf die Landschaft. Nachmittags proträtierte ich Menschen – vornehmlich Verkäufer/innen bei den Souvenirläden, Obststandln und natürlich Straßenkünstler. Ich schleckte Schokoladeneis, schlürfte Cappuccino in der Cafeteria und ließ mir am Abend Antipasti in der Trattoria schmecken, dazu ein Glas Brunello – man lebt ja schließlich nur einmal! Jetzt stehe ich – nachdem ich zwei Fototaschen mit Equipment und ein schweres Gitzo-Studex-Stativ herangeschleppt hatte – an diesem wohl bekanntesten Fotostandpunkt der Stadt. Wie oft – frage ich mich – sind hier schon Fotografen gestanden und haben genau dieselbe Aufnahme gemacht? War´s wirklich nötig, das Ding nochmals abzulichten? Nein, eigentlich nicht, aber ich will das Bild – und darauf kommt es an. Außerdem ist das Warten sehr angenehm. Dutzende hübsche Mädchen in Miniröcken schlendern vorbei und versüßen das Warten. Buona sera! Na ja, gucken wird man wohl noch dürfen. Ach wäre ich bloß nochmals 30ig. O.K. – zurück zum Fotografieren.
Heute erinnere ich mich: Damals war ich noch nicht auf die digitale Schiene aufgesprungen. Die Qualität ließ einfach zu wünschen übrig. Also schleppte ich nach wie vor eine Zenza Bronica SQ-Ai 6x6-Mittelformatkamera samt einem halben Dutzend Objektive und eine Noblex Panoramakamera in allen Erdteilen herum. Bei dieser Aufnahme verwendete ich die Noblex 150N die fein säuberlich ausgerichtet auf dem Gitzo-Stativ stand und darauf wartete ausgelöst zu werden. So gegen 9 Uhr war es dann soweit. Lichter und Schatten schmeichelten sich in Ausgewogenheit. Alles wirkt harmonisch und idyllisch, ja fast kitschig. Rings herum häuften sich Touristen, die den Sonnenuntergang von der Stadtmauer aus genießen wollten. Jetzt bezahlte sich, rechtzeitig an Ort und Stelle gewesen zu sein. Leise surrte die Trommel, während das 3,5/50 mm Tessar das Licht auf den Film malte. Nach sechs Auslösungen war Schluss, dann musste der 120er-Film (Kodak) gewechselt werden. Zufrieden räumte ich mein Zeugs zusammen. Zu dieser Zeit wusste ich noch nicht, dass es die letzte Begegnung mit meiner Zenza-Bronica-Kamera sein sollte. Einen Tag später wurde ich ausgeraubt, man hatte sich meine gesamte Bronica-Ausrüstung entgegen meiner Einwilligung auf unbestimmte Zeit entliehen. Für mich war es ein enormer Verlust. Gottseidank ließ man mir die bereits belichteten Filme, die ich unbedingt für meine GLOBAL-VISION benötigte. Bella Italia!
Heute habe ich´s überwunden, zumal ich analog nur mehr sehr wenig fotografiere. Ich erinnere mich halt gern an schöne Momente, wie den Zeitpunkt dieser Aufnahme, oder an solche, wie ich ein Jahr später mit meiner Frau ein Glas Chianti Classico an Stadtmauer von Volterra genossen und dabei den Sonnenuntergang beobachtet habe.
(P.S. Jetzt habe ich mich natürlich nicht mehr nach den Miniröcken zu schielen getraut)
Obwohl ich dieses Jahr etliche wunderschöne Fotoreisen hinter mich gebracht hatte, reizt es mich doch hin und wieder im heimatlichen Salzkammergut auf Fotopirsch zu gehen. Wenngleich ich beinahe jeden Winkel und jedes lohnenswerte Sujet zu kennen glaube, entdecke ich doch immer wieder neue Dinge und Sichtweisen. Unterschiedliche Lichtsituationen, verschiedene Perspektiven, Jahres- und Tageszeiten eröffnen selbst bei gleichen Motiven differenzierte Bildkonstellationen. Irgendwann im Sommer dieses Jahres juckt mein Auslösefinger gewaltig, - das bedeutet bei mir immer Jagd. Nicht, dass ich liebliches Damm-, Rot- oder Niederwild vor die Flinte bekommen will, ich möchte sie lediglich mit meiner Kamer erschießen. Das Tier darf weiterleben und doch habe ich es erlegt - ein faszinierender Spieltrieb der Männerwelt, der allerdings immer schon von zahlreichen Frauen geteilt wurde und wird. Hin und wieder ist es recht lustig wenn man den Job zum Hobby macht und im Team unterwegs ist. Also rufe ich meinen Fotokollegen Ossi an und frage ihn, ob er mit mir jagen gehen will – er wollte, schließlich ist er passionierter Jäger …. mit der Kamera. Oskar Stadler, ein Mitstreiter gleicher Generation und gleichen Ortes, hat schon viele Auszeichnungen und Preise gewonnen und für mich ist er einer der besten Still-Lifer. Er hat sich aber auch der Naturfotografie verschrieben und damit einige Ausstellungen bestückt. Ich bewundere seine Magie der Komposition, den Zauber des Lichtes, den Ausdruck des Moments, die Weichheit der Impression. Genug des Lobes, sonst kommt noch einer auf die Idee, ich kann es nicht. Also ziehen wir los in Richtung Mondseer-Land und streifen unter anderem auch entlang des Ufers des Attersees mit der Burggrabenklamm unweit der Ortschaft Weyregg. Der Steig in die Klamm wurde komplett neu, teilweise mit Riffelgitter, angelegt. Das nimmt dem Naturmonument zwar etwas von seiner wilden Romantik, aber Sicherheit geht eben bevor. Am Ende des Weges gelangt man an einen Dom, der sich dutzende Meter in die Höhe erhebt und oben offen ist. Von dort stürzt ein ca. 40 Meter hoher Wasserfall rauschend über die Klippen. Um einen guten Fotostandpunkt zu erreichen, muss ich nun den Gebirgsbach durchwaten oder von Stein zu Stein „hüpfen“, damit ich trockenen Fußes ans andere Ufer gelange. Ich entscheide mich für die zweite Methode. Drüben baue ich mein Sachtler-Stativ auf und bestücke es mit der Sony VG 10E – einer Videokamera an der man die Objektive wechseln und professionelle Ergebnisse erzielen kann. Ich bin voll auf meine Arbeit konzentriert und ‚gneiste‘ nicht (für unser deutschen Freunde: ‚hab ik nich mitgekriecht‘), dass ich selbst zum Abschuss freigegeben bin. Der hinterlistige Jäger Ossi visiert mich mit Kimme und Korn an und … bumm, schon bin ich im Kasten. Ein Spaß-Foto – sicherlich – aber eines, das man herzeigen kann und das auch dokumentarischen Wert besitzt. „Ein komischer Vogel mit kurzer Hose in einer zauberhaften Umgebung“, mag sich da so mancher denken.
Speziell bei meinen Nordland-Vorträgen kommen immer wieder geschätzte Besucher zu mir, und erzählen, sie würden Island bereits kennen. Auf meine Frage: „Ja, wann waren Sie denn dort und was haben Sie denn gesehen?“ bekomme ich oft zur Antwort: „Wir waren im Juli letzten Jahres dort. Wird sind dabei rund um Island auf der Ringstraße gefahren“. Nun, so toll diese Fahrt auch ist, man hat zwar die Feuerinsel besucht, aber ‚kennt‘ man sie deshalb wirklich? Ich war viel öfter als ein Dutzend Mal dort, zu allen Jahreszeiten, und muss mich immer noch fragen: „Kenne ich das Land wirklich?“ Gut, ich habe sehr vieles gesehen, habe vieles erlebt – auch so manche Widrigkeit - , kann die Mentalität der Isländer gut einschätzen und kenne sogar ein paar isländische Wörter, habe aber auch erfahren müssen, dass so mancher Isländer seine Heimat ebenfalls nur sehr oberflächlich kennt. Leichter ist die Frage für mich zu beantworten: „Wann hat Dir Island am besten gefallen?“. Da käme nämlich die Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Im Winter!“. Darum führe ich schon seit ein paar Jahren unter der Leitung von Kneissltouristik fotografiebeigeisterte Amateure im Februar durch die Feuerinsel und ausnahmslos alle waren begeistert. In dieser Jahreszeit durch Island zu reisen bedeutet auch immer etwas Abenteuer. Es hat uns schon eingeschneit, sodass wir nicht mehr weiterkonnten und nach einem Alternativprogramm suchen mussten. Die Nordküste war unerreichbar. Dann sind wir eben mit Superjeeps in die Thorsmörk gefahren. Das Hochland im Winter ist unvergleichlich. Einer der Besucher sagte: „Gottseidank hat es uns eingeschneit, sonst hätten wir das hier nicht erlebt!“. Auf einer privaten Reise habe ich die schönsten Nordlichter und herrliche tief verschneite Landschaften am Myvatn fotografiert. Das Angenehme dabei: die Temperaturen sind sehr moderat, keinesfalls kälter als in Österreich, tagsüber erreichten sie sogar oft +Grade. Aber Island ist exponiert, es ist die Wetterküche Kontinentaleuropas. Heute kann es stürmen, morgen ist der herrlichste Tag. Als Fotograf kann mir überhaupt nichts Besseres passieren. Ich habe selbst um Mittag das herrlichste weiche Licht, weil die Sonne sehr niedrig steht. Die berühmten Wasserfälle sind gefroren und ergeben bizarre Formationen, die Fontäne des Geysirs steht im Kontrast zur weißen Landschaft. Seine Wassertröpfchen regnen auf den Boden, gefrieren über Nacht und funkeln dann am nächsten Tag wie Diamanten. Eisplatten türmen sich an der Atlantikküste zu seltsamen Figuren und Skulpturen. Der Rauch der dampfenden Solfataren ist wegen der kalten Luft viel intensiver als im Sommer. Ja selbst bei dichtem Schneetreiben lassen sich wunderbare Motive finden. Das absolute Highlight ist aber, bei einigem Glück, das grüne und rote Leuchten der Nordlichter am Firmament. Wer das noch nie gesehen hat, wird verzaubert sein von der Anmut der zarten Erscheinung. Und weil ich die Insel noch immer nicht kenne, fahre ich wieder hin, privat wie auch als fotografischer Reiseleiter für Kneissl. Mal sehen, vielleicht kann ich ja eines Tages sagen: „Jetzt kenn ich das Land“. Das wär aber schade, denn dann hätte ich keinen Grund mehr weiterhin auf der Feuerinsel nach Fotoabenteuern zu suchen.