Der weiße Winter hat uns in dieser Saison ja leider im Stich gelassen. Nur in den höheren Regionen gibt´s Schnee, was jedoch nicht heißt, dass man dort zwangsläufig bessere Motive findet als in den Tälern. Der Schnee sieht "als" aus, die Wäler sind dunkle nichtssagende Flächen, der Himmel oft weißgrau und fahl. Eigentlich ist nichts da, weswegen man die Kamera in den Rucksack packen und losziehen soll, um stimmungsvolle Landschaftsaufnahmen zu machen. Es sei denn …?
Es sei denn, der Fotograf konzentriert sich nicht auf die Landschaft als solche, sondern auf die Stimmung die entstehen kann, aber nicht zwangsläufig muss. Es braucht keine sensationellen Sujets um Stimmungen einzufangen, sondern viel Geduld und die angelernte Eigenschaft, Wolken lesen und das Wetter einschätzen zu können. Ich hab an der Stelle, an der ich das Panorama gemacht habe, schon oft gestanden und wirklich
hervorragende Bilder geschossen. Im tief verschneiten Winter, wenn die Schneelast die Äste zu Boden drückt, im Herbst, mit rotbraun verfärbtem Laub und im Frühling, wenn alles in frischem Grün erscheint. Ja selbst im Sommer sind mir schon schöne Aufnahmen geglückt. Nicht so an diesem Nachmittag! Alles grau in grau. Also entschied ich mich mit meinem Hund "July" rund um den Offensee zu wandern. Dabei bemerkte ich schon bald, dass es aufzuhellen begann und sich schöne Wolken am Himmel bildeten. Nach der Umrundung des Sees hielt ich am Aufnahmeort inne. Die Wolkendecke wurde löchrig und ich entschied mich abzuwarten was passieren würde. Nach einer Stunde wollte ich aufgeben, aber dann begann sich die Wolkendecke zu lichten und zu verfärben. July bettelte allerdings schon - sie wollte weiter. Aber diese eine Viertelstunde des Fotografierens musste ich ihr noch abverlangen. Dafür gab´s nachher reichlich Leckerli.
Schon als Bub habe ich die endlosen, ebenen Weiten unseres Planeten, ganz egal wo, bewundert. Es war mir fremd bis zum Horizont blicken zu können – dorthin wo die Erde aufhört und der Himmel anfängt – war ich doch ein Kind der Berge. Für mich endete die Welt dort, wo das Tal aufhört und der nächste Berg anfängt. Nicht, dass ich daran keinen Gefallen gefunden hätte, aber es war eben Alltag. Alles was mit einem wiederkehrenden Alltag verbunden war, war mir aber ein Gräuel. Vielleicht ist damals diese innere Unruhe in mir entstanden, die mich immer wieder hinaustrieb in die Weiten der Erde – egal ob Eis- oder Sandwüste, Dschungel, Steppe oder die Gipfel der Berg, die mich ebenfalls in die vermeintliche Unendlichkeit blicken ließen. Erst mit zunehmendem Alter kehrte in mir eine gewisse Ruhe ein. Sie ließ mich zurückblicken auf ein aufregendes, aber eben unruhiges Leben, von dem ich jedoch keine Minute missen möchte.

Als ich Vorjahr mit meinem Motorrad durch die Weiten des Ostens unseres Kontinents unterwegs war erlebte ich wieder jenen Punkt, wo sich Erde und Himmel berühren …. in den Ebenen der Puszta. Mit dem Motorrad hat man gegenüber dem Auto einen gewissen Vorteil. Man kommt fast überall hin, vorausgesetzt natürlich es ist erlaubt, oder der Besitzer hat nichts dagegen. Einmal sah ich in weiter Entfernung einen dieser berühmten Ziehbrunnen wie sie für die Puszta typisch sind (es war nicht der in diesem Panorama gezeigte). Am Straßenrand lag ein Bauernhof. Ein älterer Mann arbeitete im Garten. Ich wusste nicht ob er der Besitzer war, aber ich fragte, ob ich zum Brunnen fahren dürfe um ihn
zu fotografieren. Nur ein schmaler Wiesenpfad führte zu ihm. Ich hatte ehrlich gesagt keine
Lust dorthin zu laufen, zumal ich noch eine gehörige Strecke zu fahren hatte. Der alte Mann – er sprach sogar deutsch – fragte zurück: „Kannst du Motorradfahren?“ Ich sah ihn verdutzt an. „Ja natürlich, warum?“ „Warum solltest du dann dort nicht hinfahren können um zu fotografieren?“ Die Antwort gefiel mir und ich brauste lost.

Nun aber zum gezeigten Panorama. Dieser Brunnen lag unweit der Straße und war leicht erreichbar. Kurz zuvor hatte es leicht geregnet und es zeichneten sich interessante Wolkenkonstellationen am Himmel ab. Zwei Stunden musste ich allerdings warten, bis sich die gezeigte Wolkenschicht über den Brunnen bildete. Ich verwendete einen Zeiss Polfilter. Die Wirkung bei Gegenlicht war nicht besonders groß, aber er intensivierte die Farben, was ein bis eineinhalb Blenden an Licht kostete. Darum war ein stabiles Stativ unabkömmlich. Darüber noch ein Cokin-Warmtonverlaufsfilter. Zuhause am Computer verstärkte ich die Wirkung noch mit einem digitalen Grauverlaufsfilter. Nun mag der eine oder andere denken: „Total verfälscht!“. Das finde ich nicht! Mit Filtern hat man schon zu Analogzeiten gearbeitet. Es gab da richtige Spezialisten dafür. Filter zur Optimierung eines Bildes einzusetzen ist keine Verfälschung. Eine Fälschung ist, wenn ich dem Betrachter etwas suggerieren will, was so nicht stattgefunden hat. Das Bild jedoch in seiner Wirkung und Aussagekraft mit entsprechenden Filtern zu verstärken ist keine Fälschung – man spricht von Optimierung.

Ist auch völlig egal, Hauptsache es gefällt!
Finnland ist nicht nur flächenmäßg groß. Wenn man durch das Land reist, erscheint es einem aufgrund der geologischen Struktur riesig. Unendliche Wälder, zahlreiche Seen und großteils absolute Einsamkeit sind die ständigen Begleiter. Mit 338.465 km² ist das Land beinahe so groß wie Deutschland, hat aber im Vergleich dazu lediglich etwas mehr als 5,5 Millionen Einwohner, d.h. es kommen auf den Quadratkilomer lediglich 16 Seelen. Österreich bringt es auf 106 und Deutschland gar auf 233 Ansässige per Quadratkilometer. Aber gerade durch dünn besiedelte Länder reise ich unglaublich gerne. Ich genieße die Einsamkeit und das auf sich alleine gestellt sein. Einer der Gründe weshalb ich Wüsten,  Vulkaninsel, Urwälder oder unsere Bergen so schätze. Obwohl das Alleinsein auf unseren Alpen ist auch so eine Sache, über die man diskutieren kann. Das Panorama der Finnischen Seenplatte entstand auf einer Anhöhe. Den Hügel kann man allerdings nicht erfahren, er will erwandert werden. Zu meiner Schande muss ich gestehen, mich nicht mehr erinnern zu können, wo genau in Finnland ich das Bild aufgenommen habe. Ich weiß nur noch, dass ich in dem kleinen Dorf am Seeufer ein vorzügliches Lachsgericht zu einem allerdings nicht vorzüglichen Preis genossen habe. Aber was solls, ich war bereits drei
Wochen unterwegs und hatte die Nase voll von Konserven und Salat aus dem Glas, von Packerlsuppen und Nudeln vom Gaskocher. Mancher empfindet Finnland als langweilig  - nur Wald und See. Oberflächlich gesehen mag das vielleicht stimmen. Darum muss der Tourist tiefer in das Land eindringen, z.B. in den Wald. Er ist voller Elche, Rentiere, Luchse, Füchse, Wölfe und Bären. Und in den Gewässern wimmelt es nur so von Fischen, Ottern und Bibern. Eine Kanufahrt auf den Seen und Flüssen ist ein Abenteuer, eine Wanderung durch die Wälder ein Erlebnis. Trifft man dann auf ein Dorf, freut man sich auf den Kontakt mit Einheimischen. Sie sind sehr gastfreundlich und hilfsbereit, aber auch zurückhaltend. Ein Menschenschlag, der mir sehr symphatisch ist. Solange der hungrige Mitteleuropäer bei Fischgerichten bleibt, empfindet er die Küche als vorzüglich. Alles andere hingegen ... na ja! Da sind wir hierzulande schon sehr verwöhnt. Ich habe die Erfahrung gemacht, je weiter die Reise in den Norden geht, desto gewöhnungsbedürftiger sind die Mahlzeiten. Ich habe Finnland keinewegs als langweilig empfunden, sondern als spannend und lehrreich. Irgendwann, wenn Reisen wieder möglich sind, werde ich nochmals hinfahren.

Es ist schon eine Weile her, dass ich das letzte mal in Australien verweilte. Ich habe den Kontinent von Süden nach Norden, von Westen nach Osten bereist und bilde mir deswegen nicht ein, das Land lückenlos zu kennen - bei Weitem nicht! Eine Stadt, die mir in sehr angenehmer Erinnerung blieb, ist Perth. Die Millionenmetropole liegt im äußersten Westen und ist durch die Weitläufigkeit  und Leere der Landschaft dermassen abgeschnitten, dass die Entfernung z.B. zu Singapur näher ist, als jene zur nächsten Großstadt des eigenen Landes Adelaide. Perth ist zurecht auch als die Pensionistenresidenz Australiens bekannt. Viele ältere Leute fühlen sich dort wohl, kommt ihnen doch das Klima sehr entgegen. Die Winter sind mild, die Sommer warm. 8,8 Sonnenstunden pro Tag, was etwa 3200 Sonnenstunden und 138 klaren Tagen pro Jahr entspricht, macht Perth zur sonnigsten Hauptstadt Australiens. Ja, Sie haben richtig gelesen „Hauptstadt“, denn Perth ist die Hauptstadt des australischen Bundesstaates Westaustralien. Ich habe Perth mehrmals besucht und könnte mir gut vorstellen hier meinen Lebensabend zu verbringen, wäre ich nicht so heimatverbunden. Ich bin immer gerne verreist, aber auch immer gerne heimgekehrt. Die Umgebung von Perth ist landschaftlich sehr attraktiv, mit teils spektakulären Felsformationen. Einige kleinere Städte in leicht erreichbarer Nähe, nehmen den Bewohnern das Gefühl der Isoliertheit. Für den Besuch einer großen Metropole wie Adelaide, Melbourne oder Sydney braucht man das Flugzeug, mit dem Auto wäre man tagelang im sprichwörtlichen Nichts unterwegs. Die Distanz von Perth zur Hauptstadt des Landes Canberra beträgt nicht hier meinen Ruhestand zu verbringen - wäre es .... ja wäre es bei uns nicht so schön.
weniger als 3089 Flugkilometer, bzw. eine Fahrtstrecke von 3.715 Kilometer. Bevor die ersten Europäer ihre primitiven Holzhütten bauten, das ist nicht einmal 200 Jahre her, bewohnten die Ureinwohner - die Aborigines - das Perth-Gebiet seit mindestens 38.000 Jahren, wie archäologische Überreste belegen.
Weil es in Perth keine Großindustrie gibt, ist die Luft sauber und klar. Für große Konzerne liegt die Stadt zu abgeschieden, zeigt sich die Infrastruktur als zu schwierig. Sie siedeln sich lieber an der Süd- und Ostküste an - dort gibt es die großen Fracht- und Flughäfen. Perth versteht sich vielmehr als intellektuelles Zentrum, dementsprechend haben sich zahlreiche Universitäten mit den verschiedensten Fachrichtungen angesiedelt - wie z.B. die University of Western Australia, die Curtin University, die Murdoch University oder die Edith Cowan University.
Das erste mal war ich mit meiner Frau im Jahr 1996 in Perth und stand am Aufnahmestandort des Panoramas. Seitdem hat sich das Stadtbild laufend geändert. Das gezeigte Panorama entstand 2012 und ist auch nicht mehr ganz aktuell. Zwischen den beiden Wolkenkratzern in der Mitte wurde ein weiterer, noch höherer Koloss gebaut, der optisch gesehen, eigentlich gar nicht so recht in die Skyline passen will. In meinen Augen ist der Turm mit seinem Eisengestell an der Spitze nur ein „ugly building“.
Trotzdem - mit seinen weitläufigen Parkanlagen, dem milden Klima, den freundlichen Menschen und dem fehlenden Stress einer Metropole, könnte ich mir sehr gut vorstellen, hier meinen Ruhestand zu verbringen - wäre es .... ja wäre es bei uns nicht so schön.

Nur mehr eine Sequenz fehlte mir für meine neue GLOBAL-VISION „Mit dem Motorrad durch Europa - Vater und Sohn auf ihren Bikes durch den alten Kontinent“. Eigentlich wollte ich dafür in der Provence die Lavendelblüte fotografieren. Um dieses Ziel zu erreichen hätte ich durch Norditalien fahren müssen. Sowohl Italien als auch Frankreich waren mir in punkto Coronakrise zu gefährlich ... also wartete ich zu. Aber, dieses Corona-Dings-Bums zieht sich länger hin, als erwartet. Ich suchte nach Alternativen. Mein Plan für die Multivision bestand darin, den ersten Teil Richtung Osten und den zweiten Teil Richtung Westen zu gestalten. Über Holland hatte ich bereits genügend Bild- und Film- und Drohnenmaterial. Die Niederlande waren daher fest eingeplant, und so suchte ich nach einer Verbindung. Da kam mir Luxemburg in den Sinn. Das Land war einigermaßen Coronasicher und verhältnismäßig klein. D.h. wir (mein Sohn Sascha und ich) konnten unser Zelt auf einem wunderschönen Campingplatz in Luxemburg-Stadt aufstellen und von dort in Tagesetappen das Land erkunden. Das war bequem und sicher. Wir brauchten nicht jeden Tag das Zelt abbauen, die Motorräder bepacken, einen neuen Campingplatz in einer anderen Gegend suchen und das Zelt wieder aufbauen. Nein - wir blieben stationär und konnten unsere Bikes ohne unnötiges Gepäck bewegen. Nur meine - in diesem Fall kleine Fotoausrüstung und ein Carbon-Reisestativ von Rollei begleiteten uns auf unseren Touren. Lediglich ein Campingplatz, der noch dazu kaum besucht war, bedeute auch ein geringeres Infektionsrisiko.
Neben vielen Sehenswürdigkeiten - Luxemburg ist reich davon - fand ich den Schiessentümpel äußerst fotogen. Der Schiessentümpel ist ein malerischer Wasserfall an der Schwarzen Ernz. Das Bächlein schießt in drei Strömen über eine Felskante in ein darunter liegendes Felsbassin, um dann seinen Verlauf in Richtung der Ortschaft
Müllerthal fortzusetzen. Malerisch ist auch die Brücke, dich sich über den Wasserfall von einem Ufer zum anderen spannt. Die Sandsteinbrücke wurde 1879 erbaut und obwohl diese keine praktische Funktion im Sinne der Mobilität in Luxemburg erfüllt, ist diese seit 1879 das Symbol der Region Müllerthal in der „Kleinen Luxemburger Schweiz“. Vor 1879 war diese Region nur schwer zugänglich, gefährlich für den Menschen und es wurde gesagt, dass die Region einem Urwald ähneln würde. Demzufolge wurde sie auch als das „Land der Wölfe“ bezeichnet. Leider habe ich keinen Wolf gesehen, aber die ganz Szenerie hatte etwas Mystisches und hätte gut als Kulisse für einen Fantasy-Film dienen können, z.B. Herr der Ringe.

Fotografisch gesehen war die Situation schwierig. Natürlich hätte ich bei meiner Kamera alles auf „Auto“ stellen können. Das Bild wäre technisch gelungen gewesen, aber eben nur ein Abbild. Ich wollte das Mystische herausarbeiten und es kam mir deswegen sehr gelegen, dass es im Wald relativ finster war und die Sonnenstrahlen kaum das Blätterdach durchbrachen. Ich wählte als Objektiv das Zeiss 2,8/24-70 mm und schraubte das Haida Slim Pro II MC ND3.0 1000x Neutraldichtefilter (bin mir sicher, dass mit dieser Bezeichnung jeder was anfangen kann) davor. Das brachte Belichtungszeiten von ca. 30 Sekunden bei Blende 11 als Resultat. Dazu belichtete ich eine halbe Blende unter. Ich wusste, dass die dunklen Partien „abgesoffen“ (unterbelichtet) sein würden. Dafür leuchtete der, durch die lange Belichtungszeit weich hervortretende Wasserfall. Die zu dunklen Bildpartien konnte ich im Computer nachbehandeln. Es ergab sich ein stimmiges Bild für meine neue Multivision. Noch eines kam dazu: ich war mit meinem Sohn unterwegs und wir hatten eine phantastische Zeit.
Mit gemütlicher Geschwindigkeit fahre ich mein Motorrad durch das Lammtal. Die Straße ist gerade so breit, dass zwei Autos nebeneinander passieren können - rechts donnert der Wildbach zwischen den hoch aufragenden Klammwänden die Felsstufen hinunter. Eine wilde und doch romantische Landschaft, eigentlich viel zu schade um einfach nur durchzubrausen. Vor einer Stunde habe ich mich in den Sattel gesetzt und bin losgefahren ohne zu wissen wo genau hin. Einfach drauflos ohne Ziel, ohne Vorgaben, ohne Zeitdruck. Dass ist in Coronazeiten vielleicht eine der letzten Freiheiten. Trotzdem muss man immer darauf Bedacht nehmen, die Regeln einzuhalten. Man trifft andere Biker oder Bikergruppen - kommt mit ihnen ins Gespräch. Oftmals entwickelt sich eine rege Unterhaltung. Das ist sehr schön, aber auch nicht ungefährlich. Deshalb ist der Mindestabstand einzuhalten. Wenn das alle befolgen würden, wäre alles gut. Aber selbst unter den Bikern gibt es Unbelehrbare, wie ich leider schon mehrmals feststellen musste.
Mein Trip führt mich an die Südwand des 3000 Meter hohen Dachsteins in den kleinen Ort Ramsau. In erster Linie sollte man sich beim Motorradfahren auf die Straße konzentrieren (auch beim Autofahren!) Aber der verantwortungsbewusste Motorradfahrer muss seine Augen überall haben, auch abseits der Straße. Nur allzuoft werden Motorradfahrer von Autos, die aus Nebenstraßen kommen, übersehen - mit fatalen Folgen. Aus den Augenwinkeln nahme ich war: rechts blühende Wiese - links hohes
Gebirge - voraus eine Hofeinfahrt. Ein Blick in den Rückspiegel, das Motorrad auf einer Straßennische abgestellt, und das Motiv genauer begutachtet. Ja, das war eine Aufnahme wert! Ich schnappe mein leichtes Carbonstativ, den kleinen Fotorucksack und spaziere durch das vom Morgentau nasse Gras bis ich den bevorzugten Fotostandpunkt erreiche. Eine gute Gelegenheit meinen neuen Nodalpunktadapter von Mengs zu testen. Dieser Nodapunktadabter erlaubt mir, präzise Teilaufnahmen im Hochformat aufzunehmen, um sie dann mit meinem Spezialprogramm zu stitchen (zusammenzufügen). Eine Erklärung was ein Nodapunktadapter ist und wie er angewendet wird, würde hier zu weit führen. Wer sich dafür intessiert, denn verweise ich auf Youtube. Dort gibt es zahlreiche Beiträge zu Thema. Alles ist perfekt. Die blühende Wiese im Vordergrund, die steil aufragende Dachstein-Südwand, die tiefhängenden Wolken, der blaue Himmel - wie in einem Heimatfilm der 70er-Jahre. Kitschig - aber schön und idyllisch. Ich liebe solche Motive, wenngleich sie in diesen Tagen nicht mehr so gefragt sind. Wir leben in einem Zeitalter, wo alles grell und ausgefallen sein muss. Manchmal hat man das Gefühl - je schriller, desto besser. Da tut es einfach gut, einen anderen, ruhigeren Weg zu gehen - besonnen auf das Einfache, das Wesentliche, das Ursprüngliche - auch, wenn es dzt. nicht so „in“ ist. Es wird die Zeit kommen, wo man solche Bilder wieder schätzt - hoffentlich nicht erst dann, wenn wir unsere schöne Natur endgültig ruiniert haben.
Es ist schon eine Weile her, dass ich für meine GLOBAL-VISION mehrere Finnlandreisen unternommen habe. Unvergessen bleiben dort immer die Abendstunden. Oft habe ich am Ufer eines kleineren oder größeren Sees (es gibt ja abertausende davon) mein Zelt aufgeschlagen, weit weg von jeglicher Zivilisation. Hin und wieder war die Stille unheimlich. Für Viele wäre sie vielleicht schwer erträglich gewesen. Nichts war zu hören - kein Vogelgezwitscher, kein Windhauch, kein Wellenschlag - absolut nichts. Totale Stille. Kein Anzeichen von Leben - obwohl ich wusste, dass es in der näheren Umgebung vor Leben nur so wimmelte. Mücken, die lautlos in der Luft schwebten und nur eines im Sinn hatten, mich anzuzapfen - kleine Nager, die am nahen Waldrand die Stämme auf- und abhuschten - Rotwild, das über Lichtungen wandert - Luxe, die durch das Dickicht schleichen. Ich hatte keine Angst vor ihnen, denn ich wusste - die fressen mich nicht, ich passe nicht in das Beuteschema. Angst? Nein, Respekt hatte ich nur vor einem Genossen und das machte das Wild-Campen Nacht für Nacht ... nun etwas spannend. Ich musste Vorkehrungen treffen - keine Essensreste draußen liegen lassen, am besten in luftdichten Boxen aufbewahren, damit kein Geruch nach außen dringt. Niemals das Auto absperren, es wird bei Gefahr zum rettenden Käfig. Vor allen Dingen aber, sich etwas Wissen aneignen, wie man mit einer Gefahrensituation umgeht, wenn sie unvermutet und plötzlich auftaucht, durch den Herrscher des Waldes - den Braunbären. Vergiss alles war du vielleicht in diversen Spielfilmen gesehen hast und mach´ das ja nicht nach. Folgende Regeln: sieh´ ihm niemals in die Augen, wenn du ihm gegenübersteht, denn das provoziert ihn. Mache keine hastigen Bewegungen, sondern suche langsam schreitend die Sicherheit des Autos. Wenn er angreift, dann wird er nicht sofort angreifen - in den meisten Fällen wird er sich wieder von dannen trollen. Wenn du
dann drinnen bist, mach Lärm. Hupe, starte den Wagen, gib Gas, fahre vor und zurück. Das mag er nicht, das vertreibt ihn. Und wenn er dich im Zelt überrascht? Dann lade ihn einfach zu Frühstück ein, vielleicht mag er ja Kaffee und Marmeladebrot.
Spaß beiseite! Was ich damit sagen will ist: wenn du in die Natur gehst, weit abseits der Zivilisation musst du dich entsprechend vorbereiten. Egal ob es die Wüste ist, oder die Wälder des Nordens, die Gletscher der Arktis oder die Berge der Alpen. Immer wieder treffe ich Flachlandtiroler, die mit Sneakers auf die Gipfel steigen, keine Kenntnisse über die alpinen Verhältnisse haben und im Tal noch prahlen über die Besteigung eines Zweitausenders. Ja ... weil sie einfach Glück hatten und alles passte. Wenn sie kein Glück haben und nichts mehr passt, muss der Hubschrauber kommen. Und dann wird gejammert wenn die Rechnung über 1000 Euro ausmacht. Wer in die tiefe Natur geht, muss Kenntnisse über das Terrain, das Wetter, über die Bewältigung von Gefahrensituationen und jede Menge Verantwortungsbewusstsein für Andere und sich selbst mitbringen und natürlich die entsprechende Ausrüstung: passendes Schuhwerk, Kleidung, Notfallbox mit Verbandszeug und evtl. Medikamenten. Wer Kinder mitnimmt muss auch für sie mitdenken. Ist die Tour überhaupt für sie geeignet? Ist sie nicht zu gefährlich? Ist die Kondition der Kinder ausreichend? Ganz in meiner Nähe ist ein Kind ums Leben gekommen, weil es von einer schwierigen Wand abgestürzt ist, wo es überhaupt nichts verloren hatte. Die Titelseiten der Presse und die Foren waren voll mit Meldungen. Die Verantwortlichen(n) hatte(n) einfach nicht mitgedacht.
Erst wenn du die Natur etwas kennst und weißt, wie du ihr begegnen musst, erst dann kannst du sie auch richtig genießen.
„Das schönste Ende der Welt“ - mit jenem Attribut wird Neuseeland oft betitelt. Gerade wir Österreicher symphatisieren vielfach mit diesem „schönsten Ende“. Vielleicht weil es in gewissem Maße ein Spiegelbild unseres Landes ist. Es gibt dort ausgedehnte Wälder, hohe Gebirszüge, Gletscher, Wasserfälle und unzählige Seen. Was „wir“ allerdings nicht haben ist das Meer, Vulkane und geothermale Gebiete. Ich hatte das Glück die meisten bedeutenden heissen geotektonischen Areale fotografieren zu können: den Yellowstone-Nationalpark in den USA, die vielen unterschiedlichen Solfataren- und Schwefelfelder in Island, kleinere, heiße Sinterterrassen in Italien. Meine letzte Neuseelandreise führte mich u.a. auch in das Thermalfeld von Whakarewarewa, welches gleichzeitig eine Maorigemeinde im Stadtgebiet von Rotorua ist. Der vollständige Name lautet „Te Whakarewarewatange O Te Ope Taua A Wahiao“ - welch ein Zungenbrecher. Mitten drin schleudert der Pohuto-Gesir stündlich seine Wasserfontäne bis zu 30 Meter in Richtung Himmel. Alleine im Umfeld von Rotorua gibt es nicht weniger als acht Geysire, dazu kommen noch dampfende Seen, tiefblaue Pools und zahlreiche Schlammtöpfe - ein Abbild des Hades könnte man meinen.
Mich haben aber nicht nur diese Naturphänomäne berührt, sondern auch die Kultur der Maori. Gerade in Rotorua erhält der interessierte Tourist einen tiefen Einblick über die Geschichte, den Glauben, die Lebensweise und die Kultur der Ureinwohner. Natürlich ist alles schon touristisch aufbereitet und vermarktet. Trotzdem, wer sich bemüht etwas hinter die Kulissen zu schauen und den Kontakt sucht, wird schnell herausfinden, dass die Erstbesiedler zwar großteils ein modernes Volk ist und alle Errungenschaften der modernen Technik zu nutzen wissen und darüber hinaus auch politisch sehr engagiert sind - dass sie aber trotz dieser Einflüsse an ihren Kulturen festhalten und sie nicht verleugnen. Und das ist bewundernswert. Die Maori sind deswegen Erstbesiedler und keine Ureinwohner, weil sie selbst vor vielen Jahrhunderten aus dem polynesichen Raum eingewandert sind.

Ich weiß nicht ob ich noch einmal nach Neuseeland reisen kann - aber eines werde ich immer behalten - wunderbare Erinnerungen, festgehalten in vielen Fotos ... vom „Schönsten Ende der Welt“.
Es war einmal im Jahr 2019. Die Welt wusste noch nichts vom Coronavirus und dessen Folgen. Man konnte überall frei hinreisen, nach Übersee, innerhalb Europas oder im eigenen Land. Das ist inzwischen beinahe unmöglich geworden. Selbst die Fahrt von Ebensee nach Gramatneusiedl kann eine Gefahr darstellen. Corona, Covid 19 - ich weiß nicht wie´s Ihnen geht, aber ich kann diese depatn (süddeutsch: depert; hochdeutsch: doof) Definitionen nicht mehr hören ... obwohl sie uns noch eine geraume Zeit begleiten werden. Wenn´s den Impfstoff gibt, bin ich wahrscheinlich einer der ersten der „hier“ schreit, weil ich überzeugt bin, dass es erstens - die einzige Möglichkeit ist die depatn Viren zu stoppen und ich zweitens ebenfalls überzeugt bin, dass dieser Impfstoff risikofrei sein wird. So viele Milliarden können Pharmafirmen gar nicht verdienen, dass sie Regressforderungen aus aller Welt nicht wieder auffressen würden. Milliarden in die Forschung gesteckt, Millionen in die Produktion gesteckt, um dann Milliarden an Regressforderungen gegenüber zu stehen? Nein, dieser Impfstoff aus europäischer Produktion passt.
Aber zurück zur Fotografie. Ich war mit meiner BMW F 650 CS, Zelt und Fotoausrüstung unterwegs um in der Slowakei, Ungarn, Rumänien, Serbien, Kroatien und Slowenien Foto- und Videomaterial für meine neue GLOBAL-VISION zu erarbeiten. Inzwischen wurde das Motorrad gewechselt, ich pilotiere eine Honda CBF 1000 F, die BMW reitet
mein Sohn Sascha. Die Multivision ist längst fertig, aber wegen dieses depatn Virus .... na ja!
Eine ganze Woche verbrachte ich in der ungarischen Puszta. Ich war erstaunt, wie viel Wasser es in diesem Landstrich gibt, war ich doch der Überzeugung, die Puszta wäre eine baumlose, trockene Steppe und damit verbunden herrsche Wassermangel. Tatsächlich liegt aber der Grundwasserspiegel relativ hoch, nur die dünne Humusschicht wurde - natürlich wieder aufgrund menschlichen Eingriffs - durch Erosion abgetragen. Die Steppe versandete und ist heute mit einem weitläufigen Grasteppich belegt. Im Gebiet um Hortobágy liegen mehrere Seen die kaum zugänglich sind und meist zur Fischzucht genutzt werden. Am Ufer dieser Gewässer begegnet man keine Touristen, höchstens ein paar freundliche Einheimische. So konnte ich stundenlang die Einsamkeit und die Stille genießen. Irgendwann, nach einigen Stunden passte das Licht und ich konnte das Panorama machen. Für Insider: ich verwendete den Nodalpunktadapter mit Winkelschiene von Mengs und an meiner Sony Full-format-Kamera war das Zeiss Distagon 24 mm F2 ZS SSM (ist kein Flugzeug sondern ein Objektiv!) angesetzt. Neun Vertikalaufnahmen ergaben schließlich das Panorama im Seitenverhältnis von 3 zu 1. Als Alpeninsulaner hat mich die flache, endlos scheinende Landschaft sehr beeindruckt und irgendwann werde ich mit meiner Honda wieder dorthin galoppieren, wenn er wieder weg ist ... dieser depate Virus.