Ihr
Karl Hausjell
Liebe Foto-, Vortrag- und Reisefreunde!

Die digitale Projektionstechnik eröffnet heutzutage Möglichkeiten, von denen ich schon vor zwanzig Jahren geträumt habe. Eine davon ist das Standbild und das Video zu einer Einheit zusammenzuführen und so die Dramaturgie eines Vortrages wesentlich zu steigern. Es gibt ganz einfach Sequenzen, die durch "laufende Bilder" besser dargestellt und dokumentiert werden können als mit einem Standbild, wie z.B. Jagdszenen von Raubtieren, tosende Wasserfälle oder spirituelle Tänze von Eingeborenen. Anderseits können gewisse Motive nicht eindrucksvoller dargestellt werden, als durch Standbilder. Man denke nur an farbenprächtige Sonnenuntergänge, imposante Bauwerke oder Landschaftsimpressionen. Dann wiederum gibt es Anlässe in denen man zum Fotoapparat und zur Videokamera greifen kann. Stellvertretend dafür stehen Porträts! Um die Gesichtszüge eines Menschen studieren zu können braucht es keine Bewegung im Bild, im Gegenteil, die würde nur stören. Andererseits kann die Mimik eines Gesichts viel über einen Menschen aussagen und das wiederum kann nur in einem Video festgehalten werden. Wie auch immer: beide Medien zusammen, ergeben ein Bild das Spannung erzeugt, wie es in der Vortragsbranche zu früheren Zeiten nicht möglich war.
Ich kann mich gut erinnern, dass ich bereits in den achtziger Jahren mit Dias und 8 mm Schmalfilm experimentiert habe. Technisch wäre die Idee umsetzbar gewesen. Aber sie zu realisieren war viel zu kompliziert, hinzu kam noch eine unverhältnismässig hohe Gefahr von Pannen während des Vortrages. Außerdem war der Qualitätsunterschied zwischen projiziertem Dia und 8 mm Film zu gravierend. Dies änderte sich auch nicht durch die Verwendung von 16 mm Film. Als ich dann später ins 6x6 Mittelformat aufstieg, gab es überhaupt kein Medium für Bewegtbilder mehr, die mit der damals überragenden Projektionsqualität des großen Formates hätte mithalten können. Dann kam das digitale Zeitalter und mit ihm taten sich ungeahnte Möglichkeiten auf. Standbilder konnten plötzlich animiert werden. Sie ließen sich mit Videos regelrecht verschmelzen, sofern man etwas von Dramaturgie verstand und die Technik beherrschte. Geschickt verteilt und aufbereitet kann man nicht nur mit Bilder und Videos spielen, sondern auch
mit den Emotionen der Zuschauer und das scheint mir noch viel spannender zu sein.

Mit meiner GLOBAL-VISION "Nordland" zeigte ich diesbezüglich Möglichkeiten auf, ohne den Zuschauer mit Informationen zu überfordern. Der Erfolg war nicht nur von der Besucheranzahl sensationell. Ich bekam viele E-Mails und Briefe, die mich ermunterten den eingeschlagenen Weg fortzuschreiten. Und diesen habe ich mit "Abenteuer Afrika" konsequent weitergeführt und ausgebaut. Die Dramaturgie erreicht Höhepunkte wie nie zuvor. Die Videosequenzen haben Sendequalität, die Schärfe, der Detailreichtum und der Kontrast der Fotos haben eine Stufe erreicht, der mich selbst als ehemals eingefleischten Mittelformatfotografen schwärmen lässt. Und trotzdem greife ich noch hin und wieder zu meiner Rolleiflex 6008, fühle das kühle Metall, die Schwere der verarbeiteten Qualität, die Langsamkeit des Arbeitens, die Überlegtheit des Bildaufbaues. Dann ziehe ich los mit zwanzig Kilo am Rücken und schwerem Stativ in der Hand und kehre müde und glücklich nach Hause, in dem Bewusstsein nicht nur im Kopf mein Arbeitssoll erfüllt zu haben, sondern auch mit meinem Körper. Im Grunde genommen ist es völlig egal womit ich fotografiere, die Hauptsache ist, es macht Spaß. Das erkläre ich auch immer wieder meinen Gästen, die mich auf meinen Fotoreisen rund um den Globus begleiten.